Wie meine Zeit in Australien vorerst zu Ende ging
- Lisann Hoefer
- 15. Feb. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Als wir uns in Carnarvon dafür entschieden nach Coral Bay die Innlandstrecke zu dem empfohlenen Karijini National Park einzuschlagen, mussten wir tatsächlich für die zweite Hälfte unseres Tripps komplett einkaufen. Und da wir uns im Getränkehandel lange nicht entscheiden konnten und uns nett von der Verkäuferin beraten ließen, durften wir mal wieder die Freundlichkeit der Australier erfahren. Sie gab uns von drei Bieren je eine "Testflasche" in einer Papiertüte und meinte, wir sollen hinterm Haus doch einfach mal probieren. Wir kamen uns schon ein bisschen komisch vor, aber so konnten wir uns wenigstens entscheiden und nahmen sogar gleich von zwei Sorten etwas mit. Außerdem kauften wir dann doch etwas viel Essen ein, aber so verhungerten wir wenigstens nicht!
Karijini - ein magischer Ort
Nach Coral Bay fuhren wir rund sieben Stunden Richtung Osten quer durch rote Wüste. Wir kamen erst spät am Abend an, zauberten Pasta und gingen ins Bett, denn am nächsten Morgen wollten wir früh los um zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Mount Bruces zu stehen. Der 1234m hohe Berg ist der zweit höchste in ganz Westaustralien, daran sieht man mal wie eben der Kontinent Australien eigentlich ist. Wir wanderten den fünf Kilometer langen Weg mit Stirnlampe oder nur dank des Lichtes der großen Marandoo Miene direkt neben uns im Tal. Dort wird Eisenerz abgebaut, wie an vielen anderen Stellen in Westaustralien auch. Zum Schluss musste auch etwas geklettert werden, aber da ich leider etwas langsam war, waren wir erst knapp nach dem Sonnenaufgang oben. Trotz dessen war es wunderschön und bis jetzt war uns auch keine Menschenseele begegnet. Diese kamen uns erst auf dem Rückweg entgegen, wo uns schon wieder die ersten Fliegen nervten und die Sonne immer stärker wurde. Ich war sehr dankbar, dass wir schon um vier Uhr morgens aufgestanden sind! Außerdem begegnete uns auf dem Rückweg ein kleines Wesen aus der Kängurufamilie, was - nach Linus - aussah wie ein Steifkuscheltier.
Danach war erstmal Gönnung angesagt und wir machten uns Pancakes auf dem Parkplatz und frühstückten draußen. Und weil der Tag noch so jung war, gab es noch genug Zeit die ganzen anderen Schluchten an diesem und dem nächsten Tag zu erkunden. Jede Schlucht war auf ihre ganz eigene Art und Weise was ganz besonderes. Es gab ganz schmale Stellen, wo man durch klettern musste, und bei manchen Wanderwegen musste man sogar durch Wasser um weiter zu kommen. Es gab große und kleine Pools mit und ohne Wasserfällen. Die breiten Schluchten waren wie eine Oase zwischen den Steinwänden und dort lebte auch das ein oder andere Lebewesen. Einmal entdeckten wir sogar einen Waran, der ebenso über die Wege spazierte. Dieser Ort war wirklich magisch und war jeden einzelnen unangenehmen Kilometer auf Schotterwegen und zusätzlichen Kilometern durch diesen Umweg wert. Danke an dieser Stelle natürlich an meine Brüder, die dieses Riesenwohnmobil den ganzen Weg gebändigt hatten.
Die Pools waren absolut notwendig um sich abzukühlen, denn es wurde immer richtig heiß, da sich die Hitze natürlich staut zwischen solchen Steinwänden. Außerdem musste - wie sollte es auch anders sein - immer überall drauf geklettert werden und Jonas hat immer nach den besten Stellen für sichere und hohe Sprünge gesucht.
Durch unseren großen Einkauf in Carnarvon konnten wir es uns kulinarisch immer richtig gut gehen lassen. Linus kaufte sich sogar am Anfang der Reise einen Pizzastein, sodass wir mit unserem Gasofen sogar zwei Mal selber Pizza machten, bzw. Jonas für uns Pizza machte. Auch sonst, haben wir drei uns immer gegenseitig bekocht; es gab die besten Pastasoßen, es gab Mexikanisch: Enchiladas und Nachos, es gab indisches Dal und vieles Leckere mehr. Also mir läuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen... Ich bin froh, dass wir alle drei das Kochen so lieben.
Am zweiten Tag in Karijini hatten wir dann auch eigentlich jede Schlucht gesehen und sind den ersten Teil der Heimreise zurück nach Perth angetreten. Zum Sonnenuntergang sind wir dann oft irgendwo ins nirgendwo an die Seite gefahren und haben mit einem kalten Getränk die Sonne hinterm Horizont verschwinden sehen, während wir gemütlich auf dem Dach unseres Wohnmobils saßen.
Der letzte Tag war Auto Fahr'n Fahr'n Fahr'n angesagt, ganz nach dem Lied "Endlich Autonom" von Deichkind. Denn mit Deichkind und Co. wurde ich schon wieder etwas an Deutschland gewöhnt, damit es mir daheim dann nicht ganz so schwer fällt mit der Umstellung.
Durch viele Orte kamen wir nicht, es war eher meilenweit einfach Nichts. Weit und Breit: Nichts. Wenn dann mal ein Ort kam, dann waren das die Orte, wo die Mienenarbeiter und ihre Familien wohnen. Und in einem Ort stand sogar ein Fahrzeug, welches mal in den Mienen das Eisenerz transportierte. Nun war es außer Betrieb und stand hier zur Anschauung für Durchfahrer wie uns. Das sind echt monströse Maschinen!
Eine Nacht waren wir noch etwas außerhalb von Perth, und am Morgen fuhren wir dann weiter in die Stadt. Auf der langen Autofahrt die letzten paar Tage entschieden wir uns dafür ein Geschwister-Tattoo zu stechen und wir hatten ja auch genug Zeit uns zu überlegen was und wie und Linus hat das ganze auch schon in Photoshop zusammen gestellt. Trotzdem reichte die Zeit leider nicht aus, das Vorhaben noch mit dem Wohnmobil zu machen. Nach vielem Rumtelefonieren hatten wir endlich ein Studio gefunden, welches an einem Samstagnachmittag noch einen Termin frei hatte. Außerdem habe ich mit der netten Familie, bei der ich wohnte, telefoniert, so dass sie uns von der Autovermietung abholten, als wir unseren Van abgegeben hatten, und wir dann sogar deren Auto benutzen durften um zum Tattoo Studio zu fahren. Da wir so viele Momente gemeinsam mit Rochen hatten, und wir auch so viele und zahlreiche verschiedene Arten gesehen hatten, dachten wir, dass diese Lebewesen perfekt sind, um unsere gemeinsame Zeit und unsere Zusammengehörigkeit als Geschwister für immer auf unseren Armen fest zuhalten.
Bevor die gesamte Familie uns zum Flughafen brachte, toppten sie ihre unheimlich liebevolle Gastfreundlichkeit noch darin, dass sie uns zum Essen einluden. Mit Frischhaltefolie um unser frisch gestochenes Tattoo - welche wir bei der Zwischenlandung am Flughafen natürlich wechseln mussten - und dankbarem Herzen für diese Wahnsinnszeit stiegen wir ins Flugzeug auf dem Weg zurück in die Heimat nach Deutschland!
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe ich voraus und bin gespannt auf all die weiteren Abenteuer in meinem Leben und hoffe schon bald wieder im schönen Australien zu Besuch zu sein.
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