Neue Orte und Neue Erfahrungen
- Lisann Hoefer
- 10. Feb.
- 7 Min. Lesezeit
Nach einer richtig schönen Zeit in Bermagui habe ich ganz neue Reiseerfahrungen gesammelt: Mein erster geplanter Hitch Hike und Übernachtungen als Couchsurfer.
Von Bermagui nach Eden fährt man ca. 1,5 Stunden und es gibt nur einen Highway auf der Strecke, was es zu der perfekten "Anfänger-Hitch-Hike-Strecke" gemacht hatte. Trotz der kurzen Strecke hatte ich fünf verschiedene Fahrer und Fahrerinnen, die mich mitnahmen. Mit allen gab es interessante Gespräche und ich bin sehr positiv überrascht von dieser Erfahrung!
Eden
Ich bin im Industriegebiet von Eden gelandet, da ich dort bei einem Couch Surfer Host unterkam, der selber schon viel in seinem Leben gereist ist. Er besitzt eine große Werkstatt mit vielen Maschinen, Fahrrädern und Autos… sehr viele Projekte! In einem kleinen “Innenhof” steht sein 4WD Camper, in dem er nicht nur hier sondern auch auf Reisen lebt. Ebenso steht dort auch ein Wohnwagen, den er für Couchsurfer bereit hält. Geräumig und sauber; ich bin der Meinung ich hatte den schönsten Schlafplatz auf seinem Grundstück.
Er hat sehr gerne und viel von seinen früheren Reisen durch Australien mit seinem Camper oder durch Europa mit dem Rad erzählt und viele Videos und Fotos gezeigt. Einen Abend haben wir auch gemeinsam gekocht.
Er hat mir die Gegend gezeigt und ich habe ihm Einkaufen geholfen, da er einen verletzten Knöchel hatte. Eine Fahrt war ganz schön steil und steinig, aber wir wurden mit einer schönen Aussicht auf die Twofold Bay belohnt.
Natürlich hatte ich auch genug Zeit, Eden alleine zu erkunden. Am ersten Tag war es schön sonnig und ich bin ein bisschen an der „Spitze“ von Eden spaziert die direkt in die tiefe Twofold Bucht hinein ragt. Zur richtigen Jahreszeit ist hier ein beliebter Ort um Wale zu beobachten.
Außerdem bin ich am Hafen vorbei geschlendert, welcher heute ein wichtiger Fischerei- und Frachthafen ist sowie ein beliebter Anlaufpunkt für Kreuzfahrtschiffe, die Besucher zu den atemberaubenden Küstenlandschaften und historischen Sehenswürdigkeiten der Gegend bringen.
Im Ort bin ich dann im Hotel Australasia eingekehrt, habe leckere Pizza im Innenhof gegessen und anschließend die stilvollen Zimmer im Restaurant angeschaut, bevor ich wieder zurück zu meinem Gastgeber gefahren bin!
Am zweiten Tag war mein Gastgeber so lieb, mir ein Fahrrad zu leihen, was es sehr viel einfacher gemacht hat, mich fortzubewegen. Erster Stopp an diesem sehr regnerischen und dunklen Tag: Das Killer Whale Museum.
In der Vergangenheit spielte die Bucht hier eine bedeutende Rolle in der Walfanggeschichte der Region – eine ziemlich verrückte und brutale Ära, wenn es ums Jagen und Töten von Walen geht. Doch das wirklich Abgefahrene daran? Die Orcas haben dabei aktiv mit den Menschen zusammengearbeitet! Eine Gruppe von Orcas, angeführt von einem legendären Killerwal namens Old Tom, half den Walfängern, große Wale in die Bucht zu treiben und sie zu erschöpfen. Sobald die Walfänger mit ihren Harpunen zur Stelle waren, zogen die Orcas an den Flossen der erlegten Wale, um sie an der Wasseroberfläche zu halten – quasi ein perfektes Teamwork zwischen Mensch und Raubtier.
Zur Belohnung bekamen die Orcas die Zunge und Lippen des erlegten Wals, weil das besonders weiches Fleisch war.
Diese einzigartige Allianz, die als "Law of the Tongue" bekannt wurde, hielt fast ein Jahrhundert lang, bis der Walfang in der Region zum Erliegen kam. Der berühmteste Killerwal, Old Tom, wurde nach seinem Tod konserviert und kann noch heute im Museum bestaunt werden – seine Zähne sind abgenutzt, weil er angeblich sogar an den Bootstauen gezogen hat, um die Walfänger beim Einholen der Beute zu unterstützen.
Das hört sich schon sehr verrückt an, aber es wird noch verrückter: die Menschen stiegen damals sogar in den sterbenden Wal, um von den austretenden Ölen geheilt zu werden. Ich musste das im Museum auch mehrmals lesen..
Dieser Museumsbesuch war ein sehr verrücktes Erlebnis, aber definitiv lohnenswert und ich habe sehr viel gelernt!
Das Wetter hat sich allerdings nicht gebessert und es war weiterhin grau und regnerisch. Nach einem Mittagssnack, um den Regen abzuwarten, habe ich mich auf den Rückweg gemacht. Dabei stoppte ich allerdings noch bei einem Aussichtspunkt, am Aslings Beach Rock Pool und fuhr dann an der Curalo Lagoon vorbei. Viele Vögel haben hier ihr Zuhause.
Das letzte Stück meines Fahrrad Rückwegs verlief durch ein Waldstück, welches eine wunderschöne Geräusch- und Geruchskulisse bot, viele ätherische Öle der Pflanzen strömten durch die feuchte Luft. Insgesamt – trotz des wirklich schlechten Wetters – ein gelungener Tag!
Paynesville
Eine riesig große Regenfront breitete sich an der Ostküste aus und daher bin ich dann nach schon nach zwei Nächten in Eden nach Victoria „geflohen“, um genau zu sein, nach Paynesville, da ich gehört habe, dass auf der Raymond Island, welche nur eine kurze Fährfahrt von Paynesville entfernt ist, super viele Koalas leben.
Am Busbahnhof wurde ich dann von meinem nächsten Couchsurfer Host Dave abgeholt. Dave ist in seinem Leben ebenso viel gereist und möchte die Gastfreundlichkeit, die er oft erfahren hat, nun an andere Weltenbummler weiter geben. Außerdem hat er eine Liebe zu Oldtimern und hat mich auch in seinem Triumph Roadster Cabriolet empfangen. Mein riesiger Rucksack hat beinahe nicht in den winzigen Kofferraum gepasst, aber nach einem kurzen Umräumen sind wir dann auch losgefahren.
Unser erster Stopp war der Aussichtspunkt Eagle Point, von dem aus man einen großartigen Blick auf den längsten "Jetty" der südlichen Hemisphäre hat. (Die Australier prahlen gerne mit solchen Rekorden – fairerweise muss man sagen, dass auf der Südhalbkugel auch deutlich weniger Menschen leben und weniger Landmasse vorhanden ist.)
Der Mitchell River Silt Jetty ist eine der längsten natürlichen Schlickzungen der Welt und erstreckt sich etwa 8 Kilometer in den Lake King. Es handelt sich um eine geologische Besonderheit, die über Jahrtausende durch die Ablagerung von Sedimenten des Mitchell River entstanden ist. Diese schmale Landzunge bietet nicht nur beeindruckende Ausblicke auf den See und die umliegende Landschaft, sondern ist auch ein Paradies für Vogelbeobachter und Angler. Sie zieht sich parallel zum Flusslauf und ist über eine schmale Straße zugänglich, die sich perfekt für Spaziergänge oder gemütliche Autofahrten eignet. Wir sind allerdings nicht die ganzen 8 Kilometer entlang gefahren, sondern lediglich ein kleines Stück.
Nach einem kleinen Mittagessen im Ortszentrum, sind wir dann zu Daves Haus gefahren, welches sogar direkt am Kanal ist und einen Wasserzugang hat. Ich hab mich gleich super wohl gefühlt, da sich mein eigenes kleines Reich hatte und ein Bad für mich. Das Haus hatte einen wunderschönen Blick auf den Kanal, die benachbarten Häuser und dessen Boote.
Am gleichen Tag bin ich dann auch noch losgezogen, um die Koalas auf der Raymond Insel zu sehen und ich habe einfach sooo viele in den Bäumen zwischen den Häusern gesehen. Als ich noch etwas weiter gegangen bin, etwas weiter entfernt vom Örtchen, bin ich auch recht plötzlich auf eine Känguru Familie gestoßen. Die Drei waren mindestens genauso überrascht wie ich. Sie haben sich aber auch nicht länger aufhalten lassen und entspannt neben mir weiter gefressen.
Am Abend war ich dann noch bei einem kleinen Konzert eines Singer Songwriters aus Melbourne, welcher in Paynesville in einer Weinbar ein Konzert spielte. Den Tisch teilte ich mir mit einer lustigen Truppe an Frauen, am Ende wurde getanzt und viele Zugaberufe ließen den Abend endlos erscheinen. Als ich einen Blick aus dem Fenster warf und den wunderschönen Sonnenuntergang sah, hab eich auch noch kurz diesen orangenen Himmel genossen, bevor es wieder in das Getummel der Weinbar ging.
Ich fand diesen kleinen Ort echt wunderschön, was bestimmt nicht nur an meinem Host lag, mit dem ich mich sehr gut verstand. Zum Beispiel gab es ein Hausfloß auf welchem Musik peformt wurde und es war wirklich cool anzusehen, wie das Haus auf dem Wasser angefahren kam um am Ufer dann ein Konzert zu geben.
Zudem fand ich einfach die Wasserfront mit den kleinen Bars, Cafés und dem Strand super schön und es war immer was los. Die Menschen sind mit ihren Booten aufs Wasser und haben das gute Wetter genossen.
Einmal die Woche findet auch immer ein Markt statt, den ich besucht hatte, und am gleichen Tag öffnet auch immer das Maritime Museum von Paynesville, was aber eigentlich viel mehr eine Sammlung in einer Garage ist.
Der Markt hatte insgesamt echt eine schöne Atmosphäre und wundervolle Menschen!
Apropos schöne Atmosphäre, Sonnenuntergänge sind einfach immer wieder lohnenswert zu erfahren. Zum Beispiel diesen hier, wo wir viele Kängurus gesehen haben...
... oder den hier, wo ich mir Daves Kayak ausgeliehen habe, um am Abend für den Sonnenuntergang auf den Kanälen herum zu paddeln.

An einem Tag, habe ich auch einfach den ganzen Tag das Kayak benutzt und es war quasi mein Fahrzeug des Tages. Ich bin durch den Hafen, zum Strand, war Einkaufen und habe Kaffee und Kuchen im Café genossen. Außerdem habe ich noch einen dritten und letzten Spaziergang auf der Raymond Island gemacht, und mich von den Koalas dort verabschiedet. Ein langer und perfekter Abschlusstag in Paynesville!
Einen der vier Morgende, die ich in Paynesville verbrachte, bin ich mit Dave zu seiner früh morgendlichen Kaffeerunde mit Freunden mitkommen. Diesmal sind wir mit seinem kleinen roten Mini gefahren, wo er sogar jede Fahrt dokumentieren muss. Die Freunde fanden es glaube ich mal sehr cool eine sogenannte Couchsurferin kennen zu lernen.
Mount Hotham
An diesem Morgen kamen wir auf die verrückte Idee, in die Berge zu fahren: einen Roadtrip nach Mount Hotham, eines der bekanntesten Skigebiete Australiens, welches in den malerischen Australian Alps auf einer Höhe von etwa 1.862 Metern liegt. Im Winter bietet das Skigebiet erstklassige Pisten für Skifahrer und Snowboarder, während er im Sommer mit spektakulären Wanderwegen und atemberaubenden Panoramen über die alpine Landschaft beeindruckt.
Die frische Bergluft und die Aussichten haben mich sehr an die Alpen erinnert. Wir haben lecker im Bergrestaurant gegessen und während Dave noch etwas länger dort verweilte, habe ich in der kurzen Zeit wenigstens zum "Gipfel" vom Little Mount Higginbotham bestiegen.
Ich muss schon sagen, Couch Surfing ist nochmal eine ganz neue Art und Weise zu reisen, die mir sehr gefällt. Gastfreundschaft von eigentlich fremden Leuten zu erfahren, die einem ihre Umgebung best möglich präsentieren wollen – eine sehr schöne Sache. Vielleicht und wahrscheinlich hatte ich auch sehr Glück mit meinen Gastgebern, vor allem mit Dave war es sehr einfach die Zeit zu verbringen oder auch eben nicht und sein eigenes Ding zu machen. Er (und die vielen süßen Koalas) haben bestimmt sehr dazu beigetragen, dass Paynesville ein besonderen Platz in meinem Herzen hat!
Comments