Momente einfangen
- Lisann Hoefer
- 15. Okt. 2018
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Feb. 2019
Wer kennt das nicht? Man erlebt so viele Momente, so viel Schönes in seinem Leben, und diese Momente sind so schnell wieder verflogen. So ist es und so wird es leider auch immer bleiben. Allerdings möchte ich versuchen Momente bestmöglich einzufangen, festzuhalten. Ein Lächeln. Ein Lachen. Und so vieles mehr. Das funktioniert nicht mit Fotos, nicht mit bewegten Bildern und auch nicht mit Geräuschen. Es müssen alle Sinne wieder erregt werden. Wir verbinden Momente mit Gerüchen, Geräuschen, Gefühlen und AUCH Bildern. Alles wie in einem Moment wieder aufleben zu lassen, ist nahezu unmöglich.
Aber tatsächlich können diese Sinne durch die Fantasie des Menschen geweckt werden. Mit Worten kann der Moment und die einzelnen Sinneselemente so beschrieben werden, dass man das sogenannte Kopfkino hat. Genau das, was auch jeder Autor in seinen Werken tut. Wenn du ein beliebigen Roman jetzt aufschlagen und das erste Kapitel lesen würdest, liest du wie der Autor den Moment, den Ort, die Situation so beschreibt, dass du ein Bild, einen Geruch, Geräusche so in deinem Kopf vereinst, dass du eine bestimmte Stimmung fühlst.
Auch das möchte ich trainieren, euch so mit hinein zu nehmen (auch mit Unterstützung von Bildern) wie es ein Bestseller-Autor kann. Das verlangt wohl viel Übung, aber wieso nicht einfach damit anfangen.
Ein Spaziergang im Abendrot
Nach ca. sechs Monaten sah ich sie wieder: meine beste Freundin, die ein High School Jahr in Calgary, Kanada machte. Nachdem ich sie zuletzt an Weihnachten 2017 sah, haben wir die Distanz durch gelegentliche Video Chats gut überbrücken können. Ich freute mich wie diese kleinen Kinder vor ihren Ü-Eiern, die so neugierig, so aufgeregt und so fröhlich sind, auf meinen ersten Flug alleine, Kanada zu erkunden und natürlich sie endlich wieder in die Arme zu nehmen. In den ersten paar Tagen haben wir viel über alles Erdenkliche gesprochen, um uns auf den neuesten Stand zu bringen, und auch einfach die Zeit zusammen genossen. An einem Abend von diesen ersten Tagen trafen wir uns nach ihrem Schultag, um etwas zu unternehmen, und gingen dann im Abendrot zurück.
Die Sonne stand tief und blendete uns leicht. Es war windstill, die Luft war feucht und eine angenehme Temperatur umhüllte uns. Das Licht wirkte schon warm, auch noch bevor sich der Himmel rot färbte. Eine Frau sagte mal bei rotem Himmel zu mir: "Die Engel backen Kekse." Wir nutzten diese Farben aus, um den Moment mit unserem Lieblingsreiseutensil - unseren Spiegelreflex-Kameras - einzufangen. Später beobachteten wir wie sich die Sonne langsam von uns verabschiedete, indem sie hinter dem Horizont verschwand und nur das rote Leuchten des Himmels zurück ließ.
Ein Moment für mich
Auf eigene Faust, mit Fahrrad und nicht zu vergessen Google Maps. Ich fuhr zu einer Kunstausstellung. Was mir durch Google aber verborgen blieb, waren ein paar Höhenmeter auf der Strecke, die mir aber auf den Rückweg zu Gute kamen. Einfach mal rollen lassen... Bei dem Gedanken, der in meinem Kopf war, sah ich abwärts eine große Grünfläche, bei der ich einfach Halt machen musste. Ohne Strand und ohne Sonne hat es sich trotzdem irgendwie angefühlt wie Urlaub. Stattdessen, waren es eher leichte Windböen, falls der Fahrtwind nicht gerade dominanter war, ein bewölkter Himmel und als ich mich auf den Rasen legte, spürte ich auch nur die Ameisen krabbeln, was mich schnell wieder zum aufstehen brachte. Ich packte meine Kamera aus und fotografierte Jegliches, was ich fand. Tannenzapfen, die Tanne selbst und wunderschöne Blumen, die für einen angenehmen Geruch in meiner Nähe sorgten. Dieser Moment fühlte sich lang an, da ich einfach nicht auf die Uhrzeit achten musste. Ich hatte einfach keine weiteren Termine an diesem Tag und konnte einfach diesen kleinen Ausflug in die Natur alleine und so lange wie ich wollte genießen. Eigentlich hat doch jeder einen Park, eine Wiese oder einen Wald in der Nähe. Wer sagt denn, man müsse weit fahren, um schöne Momente in der Natur zu haben, wenn es genauso gut um die Ecke sein kann.
Den Tag im Park ausklingen lassen
Das pletschern des Bow Rivers war ruhig, doch auch deutlich zu hören, wenn man darauf achtete. Am Himmel verliefen sich nur selten Wolken, die doch durch ihr strahlendes Weiß und ihrer mickrigen Größe den Tag eher aufhellten als verdüsterten. Der Wind blies leicht durch die Bäume und Büsche und neben dem Rascheln quarkte ab und zu eine Ente oder ihr kleines Küken.
Ich hatte mich hier mit meiner Freundin und ihrer Jugendgruppe, die im Sommer immer ein Barbecue im Park veranstalteten, verabredet, was damit endete, dass wir später nicht nur Patties auf den Grill legten, sondern alles mögliche: von kleinen Paprika bis hin zu Schokoriegeln, die warm überraschend gut schmeckten. Nach Frisbee und Volleyball setzten wir uns gemütlich an den Fluss um den Sonnenuntergang zu betrachten. Welch wunderschöner Anblick, wie sich die Sonnenstrahlen so zwischen den Bäumen tummelten, um uns schließlich doch noch zu blenden.
Was sind das alles für wunderschöne und einzigartige Momente, die wir doch eigentlich täglich erleben, aber manchmal gar nicht in ihrer vollkommenen Schönheit wahrnehmen. Wenn wir doch öfter mal die Momente die uns Gott, die Welt, oder was immer du glaubst, schenkt, richtig wahrnehmen, was würde das alles an unserer Wahrnehmung auf Gott und die Welt verändern.
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