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Madagassen unter sich

  • Autorenbild: Lisann Hoefer
    Lisann Hoefer
  • 15. Feb. 2019
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Juni 2019

Wusstet ihr, dass die Einwohner Madagaskars Madagassen heißen? Nein? Ich auch nicht, bevor ich diese wunderschöne Insel, die unter anderem mit eine der größten weltweit ist, besuchte. Madagaskar ist Afrika, das darf man nicht vergessen. Im Vergleich zu Mauritius und den Seychellen herrschen hier wirklich ärmliche Verhältnisse und die Städte sind verschmutzt, dreckig und stinken fürchterlich. Wenn man sich jedoch darauf einstellt, kann man die Freundlichkeit der Madagassen und die umwerfende Natur vollkommen genießen.

Auf einem farbenfrohen Bazar in Tamatave habe ich reichlich Mitbringsel und Andenken geschoppt. Von Kleidung und Schmuck bis hin zu verschiedensten Gewürzen war alles dabei. Als ich eine Trommel borgte und ein wenig musizierte, lachten und tanzten die Madagassen und wir erfreuten uns an dem Privileg hier zu sein.

Musik ist hier ein großer Freudenträger, wenn man das so sagen kann. An den drei Häfen in Madagaskar: Ansiranana, Nosy Be und Tamatave (auch Toamasina genannt) spielte noch bevor wir anlegten und noch nachdem wir wieder abgelegt haben eine Musikgruppe und andere tanzten zu den madagassischen Klängen.

In Ansiranana waren ich und meine Kollegen oft eine Stunde eingeteilt, um die Gäste von ihren Ausflügen kommend zu begrüßen. Das konnte dann in Form von Gesprächen, Eistee und Rum (Rum durfte im Übrigen auch nur in Madagaskar von uns ausgeschenkt werden, was die Gäste an den Abenden nach Madagaskar oft feier-lustiger machte!) oder Tanzen mit den Gästen stattfinden. Ich habe meist getanzt, entweder den El Tiburon (den Tanz, den die Gäste wie bei Macarena mittanzen) oder mit zwei der madagassischen Mädchen und auch den deutschen Kindern.

So wie ich alle zwei Wochen an den Hafen kam, waren auch die beiden Mädchen da. Und als ich wusste, dass ich das letzte mal in Ansiranana am Hafen sein würde, stand ich zunächst nur neben den Mädels und beobachtete sie, wie sie mit ganzen Herzen tanzten. Als sie mich dann entdeckten, rannten sie mit ausgebreiteten Armen und breitem Grinsen auf mich zu. (Dort entstand dann auch das Foto: s. u.) Diese Freude in der Herzen der Madagassen hat mich immer wieder angesteckt und auch meinem Herzen neue Freude geschenkt.

An einem anderen Tag ging ich lediglich in Tamatave ein wenig spazieren. Ständig sprechen dich die Tuk Tuk- und Fahrradwagenführer an, ob sie dich nicht rumfahren sollen, sie drängen auf einen ein. Aber auch diese Art der Madagassen ist Gewöhnungssache und hat auch nur den einfachen Hintergrund, dass diese Menschen jeden Cent für sich und ihre Familien gebrauchen können.

Während meines Spazierganges schoss ich bloß ein paar Fotos und fand schließlich eine Kirche, wo gerade Proben stattfanden. Die Musik war eine Mischung aus den madagassischen Klängen und Gospel und gefiel mir sehr. Während ich so die Musik genoss, kam draußen ein großer Schauer runter und der Gedanke, dass das Haus Gottes mir diesen Schutz vor dem Regen lieferte, gefiel mehr sehr und erinnerte mich an meine Gemeinde zu Hause, die ich schon bald wieder sehen durfte.

In Ansiranana war ich selten weiter draußen als auf der Pier, weil nach zwei Seetagen, der Schlafmangel dann doch oft ganz schön groß war. Nach meiner Fahrradtour dort, die ich als Hilfsguide mitbegleitete, bin ich ein anderes Mal mit einem Kollegen draußen gewesen. Da ein wirklich typisches Gefährt in Madagaskar das Tuk Tuk (s. größtes Bild) ist, wollte auch ich dies einmal ausprobieren. Wir sind zunächst wieder zu dem Aussichtspunkt zum Zuckerhut (wie bei der Fahrradtour) gefahren und dann weiter ans Wasser, wo Madagassen an kleinen Booten und kleine Krebse sich ihre unterirdischen Wege bauten.

Die Lebensfreude wird in Madagaskar nicht aus dem Besitz oder Geld geschöpft. Geld ist bloß lebensnotwendig. Aber wie oft erwischen wir uns, wie wir uns von unserem Geld Freude erkaufen wollen. Ob es ein neuer trendy Jumpsuit ist oder ein neuer Computer, weil der alte so langsam ist. Ich habe die Madagassen freundlicher und freudiger erlebt, als die meisten Europäer, die ich kenne, und das gibt mir schon zu bedenken, was für eine konsumabhängige Gesellschaft wir sind.

Oft sind Gegenstände mehr eine Belastung für unser Herz, anstatt dass es uns Freude bringt. Wir lieben unsere Dinge so sehr und die Menschen zu wenig.


LOVE people and USE things

because the opposite NEVER works.

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