Hidden Spots
- Lisann Hoefer
- 28. Sept. 2022
- 6 Min. Lesezeit
Ich bin immer froh über Empfehlungen für coole Cafés, Restaurants, Ausflüge der besonderen Art oder besondere Locations und Events. Es ist schön in einem Ort zu sein, der von jemandem empfohlen wurde, der hier selbst mal war. Oft sitze ich dann an dem Ort, denke an die Person und schicke ihr ein Foto mit den Worten "Guck mal wo ich gerade bin".
Das ganze fing ja schon mit meiner Wohnung an, wie ich in meinem ersten Blog aus Kolumbien schrieb. Durch Empfehlungen sehe ich immer tolle Orte. Nina, die vor 4 Jahren in meinem WG-Zimmer wohnte, gab mir den Tipp aus dem Loch aus der Küche aufs Dach zu klettern. Sie hatte damals mit einem Mitbewohner eine kleine Dachterasse gebaut, von welcher leider nicht mehr viel zu erkennen ist, denn mein einer Mitbewohner funktionierte das Dach um, als Ort für seine Biotope. Aber ich sah nun einige Male wie Juan den Weg über die lockere Metallstange und zerbrochenen Ziegelsteinen an einem tiefen Loch vorbei wählte, um auf das Dach zu gelangen. Nach Rücksprache mit Nina, ob das damals auch schon so gefährlich war, probierte ich die Kletteraktion zusammen mit einer Freundin aus. Tatsächlich verbrachten wir ne coole Zeit da oben und genossen den Sonnenuntergang. Aber der Weg runter war dann das nächste Abenteuer.
Santa Elena: Restaurant im Grünen
Natürlich gehe ich nicht nur zu Orten, die mir empfohlen wurden oder wo ich einfach "mit dem Flow" gehe. Es macht am meisten Spaß selber Orte zu finden, die ich dann weiter empfehlen kann. In Santa Elena, ein Ort im Osten angrenzend an Medellín einige Höhenmeter weiter oben, fand ich mit einer Freundin ein Restaurant im Grünen: Origen Santa Elena. Das Restaurant besitzt eine lange Auffahrt, weshalb es schwer zu finden ist, aber zum Glück fanden wir es, denn der Burger war eine absolute Geschmacksexplosion und der frisch gebrühte Tee mit tropischen Früchten und Ingwer war einfach genial und perfekt zum Aufwärmen im kalten Santa Elena.
Santa Elena: Eine antike Finca
Ein guter Freund von Sabrina ist Musiker und gab uns Bescheid, dass er in Santa Elena in einer Finca mit seiner Band spiele. Der Ort war der Wahnsinn. Der Innenhof der "Finca La Comadreja" war mit Glas überdacht, cool beleuchtet und hatte einen Kamin in der Mitte. An diesem Sonntag gab es verschiedene Musiker und Bands, die kleine Sets spielten und die Stimmung komplettierten. Der Ort an sich war wie ein Antiquitäten-Sammelsurium und hatte eine Bar mit großer Getränkeauswahl. Das war ein absolutes Highlight! Vor allem weil es so unerwartet, spontan und überraschend war, und ich einen guten Gin and Tonic lieeebe.
Ein Haus an steiler Felswand
Kein Super Geheimtipp, aber gehört trotzdem in die Kategorie Hidden Spots, ist la Casa en el Aire (das Haus in der Luft). Platziert an einer Felswand ist dieser Ort perfekt um einen entspannten Tag (oder auch Nacht), aber mit ein paar Adrenalinschüben zu verbringen.
Der Weg von Medellín - funktioniert fast komplett in Bus - ist lang und holprig. Die unbefestigten Straßen in Serpentinen am Hang sind schon ein Erlebnis wert. Nach einem halben Tag Fahrt waren wir dann auch endlich durch mit dem Bus. Wir sind zu unserer Unterkunft gegangen, La Peña, die selber nur 15-20 Minuten Fußweg vom Casa en el Aire entfernt war, haben eingecheckt und sind zügig weiter.
Und dann sind wir endlich angekommen, an einem etwas anderen Eingang: mit Ziplining sind wir an der Rezeption angekommen und sooo freundlich empfangen wurden. Alle Mitarbeiter dort sind wirklich extrem freundlich und hilfsbereit. Aber das war noch nicht alles: im Gemeinschaftsbereich stand ein E-Piano und meine Freude war sofort riesengroß. Als die anderen schon gleich nach dem Empfang eine Aktion dort machten, spielte ich ein paar Lieder, unterhielt mich mit den anderen Besuchern im Haus, genoss einen Kaffee und kam erstmal ganz in Ruhe an.
Zu einer Zeit am Tag ist immer ein Sprung/Riesenschaukel möglich. Ich hab zunächst nur zugeguckt, aber mir den kurzen Adrenalinschub dann natürlich nicht entgehen lassen.
Suchbild:

In der kleinen Küche dort hab ich mir was zu essen gemacht, welches ich mir mitbrachte, und dabei die wahnsinnige Aussicht genossen. Auch von den Badezimmern konnte ich nicht genug kriegen. Auf dem Klo zu sitzen oder unter der Dusche zu stehen und diesen atemberaubenden Blick dabei zu haben, ist einfach genial.
Später hab ich die perfekte Zeit abgewartet, um während rosa Himmel und ganz alleine in der Hängematte zu entspannen. Und zwar nicht irgendeine Hängematte. Es geht an die zweite Zipline und ich durfte in 35 Metern Höhe hängend alleine die Natur, die Luft und die Aussicht aufsaugen - was für eine Erfahrung!
Ich bin so dankbar dafür, was ich hier in Kolumbien alles erleben darf.
Danach hab ich mir an der “Bar” einen Michelada mit Maracuja und Mango Biche (grüne Mango) bestellt. Michelada ist ganz klassisch Bier, welches im Glas mit Salzrand auf Limetten Saft serviert wird. Das erste Mal fand ich es sehr gewöhnungsbedürftig mit dem Salz, aber ich hab es schon jetzt ein bisschen mehr lieben gelernt.
Es war zwar schon die Dämmerung angebrochen, aber ich wollte unbedingt nochmal ne Runde Klavier spielen, wenn schon eines dort steht. Und ich hatte sogar ein kleines Publikum, die immer “otra, otra” riefen. Es war wirklich schön und ich wäre gern den ganzen Abend dort geblieben, aber unsere Unterkunft war auch schön und die Möglichkeit bestand ja noch am nächsten Tag wieder zu kommen.
Wir gingen dann mit Taschenlampe zurück und in unserer Unterkunft gab es lecker Burritos und wir ließen den Abend mit einem Bierchen und Kartenspiel ausklingen.
Der Hausberg Pena
Da es recht früh am Vorabend ins Bett ging, war ich auch wieder früh wach. Ich entschied mich dazu, die Gegend zu erkunden. Daraus wurde nach einigen Metern schnell der Gedanke eine kleine Wanderung zu machen von der uns beim Check in erzählt wurde. Der Rundweg war wirklich schön. Und da ich schon um sieben Uhr losging, war ich auch ganz alleine unterwegs und es war anscheinend so früh, dass ich sogar die Kühe aufweckte, die kurz vor meiner Ankunft noch völlig seelenruhig auf ihrer Wiese lagen.

Ich hab von dem Ausblick nicht genug kriegen können, sodass ich als der Weg sich aufspaltete in Richtung Pena (der Berg) und in Richtung Unterkunft, ich weiter bergauf ging. Ich ging bis hoch zu den ersten steilen Felswänden. Auf den Gipfel kommt man tatsächlich auch nur mit Kletterausrüstung und Knowhow. Also für mich war das nicht drin, ich hatte ja noch nicht mal Frühstück im Magen. Ich saß einfach nur eine Weile da und bin versunken in diesen tollen Ausblick. Der Weg runter ging dann schnell. Nicht nur die Gravitation half mir, sondern mein Hunger auch. Und auch hier hat die Unterkunft gut abgeliefert. Es gab French Toast und frisches Obst.
Zugabe
Da ich noch ungefähr eine gute Stunde Zeit hatte, bis der Bus abfuhr, bin ich nochmal zum Casa en el aire gegangen. Ich durfte wieder mit der Zipline rüber, hab dort noch ein bisschen die Zeit genossen, Kaffee getrunken und - natürlich - Klavier gespielt. Als ich diesmal ging, konnte ich auch mit etwas besserem Gewissen gehen und diesem wunderbaren Ort Tschüss sagen.
Kurort mit Streichelzoo und Wasserfall
Auf der Rückfahrt hatten wir gute 1,5 Stunden Aufenthalt in Abejorral. Ich hatte schon vorher bei Google Maps einen Ort gefunden, ein bisschen wie ein Streichelzoo: Balneario Los Chorritos. Da ich dort 30 Minuten hin gelaufen bin, blieben mir nur gute 20 Minuten um die Tiere und einen kleinen Wasserfall dort zusehen. Ich hab kurz entspannt und bin wieder zurück. Ich bin froh kurz hier gewesen zu sein. Hätte auf jeden Fall auch länger sein können, aber den Bus wollte ich ungern verpassen.
Abejorral
Ist wie die meisten Dörfer hier. Es gibt eine große Kirche und davor den Hauptplatz mit Springbrunnen. Aber da auf diesem Blog erst Jardín öffentlich ist, teile ich jetzt nochmal einige Bilder von Abejorral.
Distrito Creativo
Ein wirklich versteckter Ort, bzw. eigentlich ganz viele, befinden sich in dem Stadtteil Industriales. Ohne eine Exkursion, die ich mit meiner Uniklasse gemacht hab, hätte ich diese Orte gar nie gefunden.
Das Viertel entstand zwischen 1940 und 1950, es war ein Industrieviertel mit Bahnhof und der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Automobilindustrie. Die Stadt begann neben der Industrie, einen Sektor für Wohnungen zu schließen. Die Nachbarschaft ist natürlich sehr unbewohnt und dadurch beginnen Sicherheitsprobleme.
Das Unternehmen "El Perpetuo Socorro" (dt.: Ständige/Ewige Hilfe) wurde 2018 gegründet, als sich Mattelsa, Comfama und UPB zusammenschlossen.

Es wird versucht ein Stadtgebiet, welches sehr Industrie geprägt ist, lebenswerter und v. a. sicherer zu machen. Es wurden viele Coworking Orte etabliert, teils mit Craftbeer Brauerei, teils mit gutem Kaffee, oder mit Rooftop. Es gibt Orte für Konferenzen, Konzerte und andere Veranstaltung. Und dieses Gebiet ist mit gelben Flaggen mit Sonne (deren Logo) gekennzeichnet.
Mein absolutes Highlight ist ein Café dort, wo ich auch sehr gerne am Computer arbeite. Ich arbeite im Moment super gerne außerhalb in Coworking Bereichen, da meine Wohnung sooo dunkel ist. Das Café - mit dem Namen Distrito Cafetero - ist wirklich ein soooo versteckter Ort. Es ist von außen überhaupt nicht sichtbar und es muss geklingelt werden um rein zu kommen. Aber hier schmeckt mir der Kaffee am besten, ich fühle mich sicher, meine Arbeitssachen am Platz zu lassen, wenn ich aufs Klo gehe, und das Essen ist auch super lecker. Ein absoluter Hidden Spot, den ich gerne als Insider Tipp weiter gebe!
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