Ein warmes (und feuriges) Willkommen in Guatemala
- Lisann Hoefer
- 1. Feb. 2023
- 6 Min. Lesezeit
Guatemala-Stadt
Als ich abends in Guatemala-Stadt ankam, habe ich mich gleich sehr wohl gefühlt. Ich habe mich mit meinem Uber Fahrer gleich fließend unterhalten können, was mir gezeigt hat, das guatemaltekisches Spanisch sehr sehr verständlich ist. Im Hostel angekommen, wurde ich gleich freundlich empfangen und zum Grillen eingeladen. Eine witzige kleine Truppe aus Hostelgästen und Freunden vom Hostelbesitzer hatten sich dann am Straßenrand auf einem Grünstreifen zusammen gefunden. Wir haben sehr lange gequatscht und lecker gegessen.
Ein Besuch bei der Kindertagesstätte ADECI
Am nächsten Tag hatte ich mit Carmen verabredet, um ein Projekt zu besuchen, welches schon einige Jahre von meiner früheren Kirchengemeinde unterstützt wird. Carmen leitet das Projekt ADECI in Carolingia, eine Kindertagesstätte und Schule in einem sehr gefährlichen und armen Viertel. Leider war zu dem Zeitpunkt noch Ferienzeit und keine Kinder auf dem Gelände. Aber an einem Samstagnachmittag war „Elternschule“, wo ich mitkommen durfte. Eltern, die Schwierigkeiten haben, kommen hier her; Alleinerziehende, junge Mütter, Alkoholiker Eltern, usw. Dies war ein sehr bewegender Besuch mit vielen eindrucksvollen und erschreckenden Geschichten. Vorher hatten Carmen und ich uns viel ausgetauscht und auch sie hat mir von ihrem Deutschland- (und Meinersen-) Besuch erzählt. Sie hat mir das Gelände gezeigt und Guacamole von den eigenen Avocados vom Baum dort gemacht.
Die schöne Kolonialstadt Antigua
Die Hauptstadt ist für die Touristen tatsächlich gar nicht so interessant, viel spannender und schöner ist Antigua (auf deutsch „alt“). Antigua war von 1543 bis 1773 die Hauptstadt der spanischen Kolonien in Zentralamerika. Ich bin an meinem ersten Nachmittag selber durch die süßen Straßen spaziert und habe dann aber am nächsten Tag noch eine Free-Walking-Tour mitgemacht. In der ganzen Stadt gibt es sehr viele Ruinen, da Antigua des Öfteren von Erdbeben heimgesucht wurde. Von der Stadt aus ist neben dem aktiven Vulkan Fuego, auch der Acatenango und Agua zu sehen. Und in der Nacht konnte ich sogar mal die Lava von hier aus beobachten. 1773 gab es ein so starkes Erdbeben, so dass überlegt wurde, welches die neue Hauptstadt Guatemalas wird und seit dem ist es Guatemala-Stadt.
Seit 1979 gehört Antigua laut UNESCO-Beschluss zum Weltkulturerbe der Menschheit. Es werden immer noch viele der Ruinen renoviert, aber die Ruinen hier haben auch ihren ganz eigenen Charme und zeigen, was die Stadt schon alles durchgemacht hat.
Kakao- und Schokoladen-Workshop
Außerdem habe ich es mir nicht entgehen lassen, selber Schokolade zu kreieren und mehr über die Produktion und Geschichte von Guatemaltekischem Kakao zu lernen.
Zunächst werden die Kakaobohnen ca. 10 Tage fermentiert, danach weitere 12 Tage getrocknet. Das konnten wir aus zeitlichen Gründen leider nicht Vorort machen. Aber danach haben wird die Bohnen geröstet (15-30 Minuten), dadurch entfaltet der Kakao nochmal seinen Geschmack und die Schale ist einfacher zu entfernen. Aus der Schale und Zucker haben wir noch einen Tee aufgegossen. Die Bohne haben wir zu Nips verkleinert und anschließend im Steinmörser zu einer Paste zerdrückt. Normalerweise wird die Paste mindestens 24 Stunden mit Lavasteinen fein und cremig gerührt, so viel Zeit hatten wir aber wieder nicht. Unsere grobe Paste haben wir dann mit Wasser, Chilli und Honig zur heißen Maya-Schokolade gemacht. Es heißt, früher für die Könige wurde diese Schokolade mit Menschen- oder Affenblut zubereitet. Das haben wir uns natürlich gespart. Das letzte Getränk war die heiße Schokolade mit Milch und Gewürzen. Mit Nelke und Zimt schmeckt dieses Getränk auch so lecker weihnachtlich. War ein richtig cooler Workshop und am Ende gab es vor allem unsere ganz eigene gemachte Schokolade mitgegeben.
Die Vulkane Acatenango und Fuego
Eines der Must-Do‘s in Guatemala, ist den Acatenango zu besteigen, bzw. den Fuego von Nahem zu sehen. Natürlich hab ich das Ganze dann auch gemacht. Ich habe mich echt mit dem Rucksack hochgeschleppt. Am Ende war ich natürlich froh so viel warme Kleidung. Und Wasser dabei zu haben. Und auch meine Kamera hat sich gelohnt!
Am ersten Tag wurden wir vom Shuttle abgeholt und zur Ausleihe gebracht. Dort haben wir dann gepackt und sind weiter mit dem Bus an den Startpunkt der Wanderung gefahren, auf ca. 2.200 Metern Höhe. Am ersten Tag sind wir dann bis auf 3.600 Metern zu unserem Basecamp gewandert. Wir haben viele Pausen gemacht, die ich auch wirklich brauchte. Gerade mit dem schweren Rucksack war das wirklich nötig. Wir hatten ein leckeres und großzügiges Lunchpaket dabei und am Camp so ungefähr gegen 16:30 Uhr gab es erstmal lecker heiße Schokolade.
Später dann sind wir noch ca. 10 Minuten zu einem guten Aussichtspunkt zum Sonnenuntergang gegangen. Und natürlich haben wir immer wieder den Fuego ausbrechen sehen. Als es dann dunkel wurde, konnten wir auch immer die Lava spritzen sehen. Jedes Mal aufs neue war es ein Spektakel und ich habe versucht das Ganze mit meiner Kamera einzufangen.
Zum Abendessen gab es ein sehr gut durchdachtes italienisches „Menü“ – kann man fast sagen. Wir haben vorgekochte Pasta in unserer Tupperdose abgeben und in einem Topf wurde es mit vegetarischer Soße aufgewärmt, im anderen mit Fleisch. Dann haben wir es warm zurück bekommen und einer der Guides ist noch mit Käse und Rotwein rumgegangen. Außerdem hatten wir ein Baguette mit Kräuterbutter dabei, welches wir auf den Grill legten... was ein Highlight und verdientes Abendessen! Wir saßen noch ein Weilchen am Lagerfeuer, haben Marshmellows geröstet, erzählt und immer wieder fasziniert die Eruptionen angeschaut. Und dann ging es früh wieder in unsere Zelte um fit für den letzten Aufstieg zu sein.
Am nächsten Morgen sind wir schon wieder um 4 Uhr früh aufgestanden. Wir haben uns ganz warm eingepackt und haben mit Stirnlampe, Stock und Wasser die letzten Höhenmeter bis auf 3.976 m überwunden. Oben wurden wir belohnt von einem der schönsten Sonnenaufgängen, die ich je gesehen hatte. Es war sehr sehr kalt und wir haben noch heißen Tee von unseren Guides bekommen, der aber nicht lange heiß blieb bei -7 Grad und kaltem Wind.
Zurück am Basecamp gab es lecker Frühstück, wir hatten einen English Muffin und zwei Toasts, die auf dem Feuer warm gemacht wurden. Dazu gab es Nutella, Erdnussbutter, Marmelade, Ei und Erdbeeren. Ein richtiges Luxus-Frühstück, vor allem mit dem Ausblick auf den immer wieder ausbrechenden Fuego vor uns.
Der Weg zurück war deutlich schneller, aber ging ganz schön auf die Gelenke, weswegen auch ich viel runter gejoggt bin. Ich konnte beim runter gehen auch einfach nicht genug von dem Ausblick auf den Vulkan Agua, dem Tal, den Wolken und entfernten Bergketten, die immer mehr verblauten, bekommen. Ich war so glücklich endlich unten angekommen zu sein und hatte noch mein Rest Frühstück gegessen. Müsli mit Milchpulver und wir mussten nur Wasser hinzufügen, wieder einfach richtig gut durchdacht. Mit dem Bus ging es dann wieder ins Lager, wo wir noch einen Smoothie bekommen haben, und dann nachdem wieder umgepackt wurde, ging es zurück ins Hostel. Wir waren alle richtig kaputt, hatten uns aber als schönen Abschluss noch zum Pizza essen getroffen, reflektiert und unsere gemeinsame magische Erfahrung gefeiert.
Die Gruppenfotos von links nach rechts: Vorher, Währenddessen und Nachher.
Einige (Wieder)sehen
Die Schwester von Sabrina war schon wieder in Antigua, da sie am nächsten Tag schon ihren Rückflug zurück nach Deutschland hatte. Wir haben uns am Abend noch kurz getroffen und waren sogar noch etwas tanzen. Meine Beine haben sich erst am nächsten Tag so richtig bemerkbar gemacht, was ich aber, was das Tanzen die nächsten Tage anging, so gut es ging, ignorierte.
Am Tag danach kamen dann auch Sabrina und ihre Mitbewohnerin Eva vom See zurück nach Antigua und wir hatten uns für zwei Nächte ein schönes Airbnb geholt. Wir sind durch Antigua spaziert, haben einen Abstecher ins Museum gemacht und natürlich wurde auf das Wiedersehen angestoßen.
Im „Las Palmas“ wurde bei Livemusik Salsa und Bachata getanzt und wir haben Sabrinas Geburtstag reingefeiert. Am nächsten Tag gab es ein leckeres Geburtstagsfrühstück und die erste Kerze des Tages auf einem guten Sauerteigbrot mit Butter. Danach sind Sabrina und Eva zu ihrem Kakaoworkshop und ich hab Annika aufgesucht, die am Morgen in Antigua eintraf. Sabrina hat dann ihre zweite Kerze auf einem Brownie bekommen und wir waren alle da und haben ein Ständchen gesungen. Der Tag wurde immer schöner; wir waren spazieren, natürlich richtig lecker essen, und – wie sollte es anders sein – tanzen. Es war richtig toll Sabrina wiedergesehen zu haben und wir hatten drei richtig schöne Tage! Annika hab ich dann, nachdem sie auch den Vulkan bestieg, am See wieder getroffen, dazu später mehr.
Die Brauerei "Cervezeria 14"
Eine andere coole Aktion war, als ich mit Isa, die ich bei der Wanderung kennenlernte, bei der Cerveceria 14 war. Etwas außerhalb von Antigua waren wir auf dem großen schönen Außengelände der Brauerei. Wir haben uns durch die verschiedenen Craftbiere probiert und später zur Musik einer Liveband getanzt und gesungen!
Eine kleine Zugabe
In Antigua ist es wirklich schön Zeit zu verbringen, weswegen ich nochmal nach dem See (dazu später mehr) kurz zurück kam. Neben Salsa tanzen waren wir auch eine Nacht bis zum Sonnenaufgang auf eine Feier etwas außerhalb vom Ort. Auf dem Bild sieht man sogar alle drei Vulkane: Fuego, Acatenango und der Schatten ist Agua. Außerdem habe ich die Brauerei im Ort besucht und natürlich das typisch guatemaltekische Essen kennen gelernt. Wir hatten eine schöne Gemeinschaft im Hostel und haben viel gekocht, gelacht und gefeiert.
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