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Ein Abstecher nach Puebla

  • Autorenbild: Lisann Hoefer
    Lisann Hoefer
  • 14. Apr. 2023
  • 5 Min. Lesezeit

Zuerst hatte ich Puebla gar nicht auf dem Schirm, doch durch eine Empfehlung, habe ich mich (zum Glück) dafür entschieden, diese Stadt zu besuchen. Ich war sehr positiv überrascht und wurde gleich Willkommen geheißen. “Willkommen” – ja, auf deutsch – heißt es hier in Puebla auch, denn die Stadt gründete 1964 ein neues Werk der Volkswagen AG. Hier wurde bis 2003 der legendäre VW-Käfer gebaut. Dessen Nachfolger, der New Beetle, lief bis August 2010 für den gesamten Volkswagen-Konzern ausschließlich in Puebla vom Band. Die Städtepartnerschaft nach Wolfsburg ist bis heute aufrecht. Die vielen Käfer hier haben auch meinen Freund Felix begeistert, den ich in San Cristóbal kennenlernte und hier wieder traf. Nach guten zwei Wochen dazwischen gab es ein Wiedersehen und auch einiges zu erzählen.

Das Hostel war fast nur durch uns belebt. Die Ruhe fand ich aber sehr angenehm und vor allem war das Hostel mit super kreativen Wandgemälden bestückt. Ich habe es ausgenutzt, die leeren Zimmer zu begutachten. Aber auch sonst war das Hostel fast wie eine Ausstellung mit den bunten Wänden.

Wie man immer wieder erblicken kann, sind Skelette und Blumen überall zu sehen. Den Glaube, dass es nach dem Tod noch weitergeht, gibt einem Hoffnung und die Menschen in Mexiko fühlen sich sehr verbunden mit ihren verstorbenen Geliebten – Familie und Freunden – und auch den Vorfahren, die sie vielleicht gar nicht mehr kennen.


Der Nachbarort Cholula

Am ersten vollen Tag sind wir gemeinsam nach Cholula zur bekannten Pyramide gefahren. Die Pyramide von Cholula ist die (dem Volumen nach) größte Pyramide weltweit.

Die Pyramide ist auch so besonders, da es eigentlich ca. 6 Pyramiden sind, die über Jahrhunderte immer oben drüber gebaut wurden. Bei der Ausgrabungsstätte sind auch die verschiedenen Gesteine sichtbar. Viel wurde aber auch durch die neue Technik der Laserscans, aber auch durch unterirdische Gänge herausgefunden. Da das dort ansässige idigene Volk dann aber diese Gegend verließ, nahm sich die Natur zurück, was einst ihr gehörte. Die ersten zwei großen Ebenen liegen unter der Erde und alles liegt unter einer Decke von Erde und Grün. Und daher dachten witziger Weise die kolonialen Mächte, als sie 1519 hier aufschlugen, es sei ein Berg. Dann dachten sie, dass dieser sich zudem perfekt für eine Kirche eignete. Schon interessant, dass unwissend ein heiliges Gebäude auf ein anderes heiliges Gebäude gebaut wurde, welches ja selber eine Baugeschichte hat, bei der der Tempel immer größer über den anderen errichtet wurde.

Von der Kirche oben hat man nicht nur einen herrlichen Blick über die Stadt, sogar bis zur Downtown Pueblas, sondern auch auf den Vulkan Popocatépetl. Der Vulkan ist der zweithöchste Vulkan Mexikos, jedoch der höchste aktive. Er gilt derzeit als einer der aktivsten Vulkane Mexikos. Seine derzeitige Höhe beträgt je nach Quelle bis zu 5452 m. Über diesen Vulkan und seinen Nachbarn "Iztaccíhuatl" wird sich schon lange eine Sage erzählt, da der "Iztaccíhuatl" übersetzt "schlafende Frau" heißt und auch tatsächlich so aussieht.

Die Legende erzählt, dass der stolze Azteken-Krieger Popo und die artesische Prinzessin Izta verliebt waren. Als er von einem Feldzug nicht mehr zurück kehrte, glaubte Izta er sei in der Schlacht gefallen und nahm sich vor lauter Sehnsucht und Kummer das Leben. Popo jedoch kam wenig später wohlbehalten aus dem Krieg zurück. Er konnte es nicht fassen, dass seine Geliebte tot war. Er trug sie auf einen hohen Berg und legte ihren Körper dort nieder. Dann kletterte er auf den benachbarten Berg und wacht dort seither mit einer brennenden und rauchenden Fackel über seine Izta. Tatsächlich gleichen die Umrisse des Iztaccíhuatl, mit Kopf, Brust und Knien einer liegenden Frau und das Feuer lodert noch im Innern des Vulkans Popocatépetl.

Auf folgendem Gemälde, welches ich in einem Museum in Mexiko fand, wird die Legende abgebildet.

Die Sicht auf den Popocatépetl war zwar nicht super klar, aber wir konnten ihn und seine Rauchwolke trotzdem von der großen Pyramide aus sehen. Auch die Kirche, die oben steht war sehr beeindruckend; innen wie außen.

Wir sind danach noch durch die bunten Straßen von Cholula geschlendert und haben auf dem Hauptplatz mit einer Eistüte in der Hand einem Straßenmusiker gelauscht. Tatsächlich gibt es in Cholula außergewöhnlich viele Kirchen, die wir schon vom Aussichtspunkt von der Pyramide beobachten konnten. Alle – wie immer – im kolonialen Stil, doch bunt bemalt.

Sonnenuntergang in Puebla

Am Abend sind wir wieder zurück nach Puebla und waren perfekt zum Sonnenuntergang im höhergelegenen Park, genannt „Zona Histórica de los Fuertes“. Dies ist ein wunderschönes Gelände, mit Museen, Kultutgebäuden, Grünflächen und Seen. Anschließend waren wir noch auf dem coolen Hostel Rooftop und haben lange erzählt und in die Sterne geschaut.


Das Stadtzentrum von Puebla

Das Zentrum Pueblas machte aber auch einen sehr schönen Eindruck, weswegen wir uns auch dort nochmal umschauen wollten. Natürlich bei einer Free Walking Tour, wie ich es nun schon oft machte. Aber zuerst haben wir bei einem leckeren typisch mexikanischem Frühstück Kraft getankt. Da muss ich schon beichten, bei Churros werde ich immer wieder schwach.

Direkt neben unserem Frühstücksrestaurant auf dem großen Hauptplatz ging es dann schon los. Wir standen vor der großen Kathedrale Pueblas, innen schön verziert, aber vor allem ist die riesig große Glocke in einem der vier Türme sehr beeindruckend und stellt bis heute die Frage, wie sie eigentlich dort rauf gebracht wurde. Es wird sich erzählt, dass Engel die Glocke herauf getragen haben, deswegen kann man auch oft in der Stadt Engel finden. Zum Beispiel ist der ganze Zaun um die Kathedrale herum mit Engelchen verziert.

Anschließend sind wir durch schöne Straßen bis hin zu der Bibliothek mit dem Namen "Palafoxiana" gegangen. Sie wurde 1646 gegründet und ist von der UNESCO als erste und älteste öffentliche Bibliothek Amerikas anerkannt. Sie beeindruckt durch die antiken Holz- und Goldverzierungen, die wunderschöne Symmetrie des Raumes und – nicht zu vergessen – die mehr als 45.000 Literaturwerke, die hier ihr Zuhause haben.


Puebla war früher eine Stadt, wo die Indigenen Völker von den neuen Völkern getrennt wurden. Im Stadtzentrum haben die Europäer gewohnt und auf der anderen Seite des Flusses die indigenen Menschen, die auch auf ihrer Seite bleiben mussten. Heute ist das natürlich nicht mehr so, aber dass es einst so war, ist schon erschreckend. Auf folgendem Graffiti ist dies sehr gut abgebildet. Im linken Bogen: die indigenen Völker; in der Mitte: der trennende Fluss; im rechten Bogen: die "Neuen", der industrielle Fortschritt und natürlich ein VW-Käfer.

Heute sieht man natürlich noch die kolonialen Einflüsse. Es gibt viele Kirchen und es schaut fasst so aus wie eine Stadt in Spanien. Eine andere Straße – die hübscheste heute – war die, die oft unter Wasser stand und die Frösche nur so herum hüpften. Aber mittlerweile ist alles viel viel trockener und der Fluss existiert nicht mehr; das Flussbett ist nun die Hauptstraße. Die schöne Straße ist trotzdem noch als "Gasse der Frösche" bekannt, jedoch viel mehr durch die knallig bunt bemalten Häuserwände und dadurch dem Ruf der schönsten Straße Pueblas.

Zum Schluss sind wir noch zu der ältesten Bar Pueblas gegangen "La Pasita". Der gleichnamige Likör, der dort hergestellt wird, ist ein sehr süßer Alkohol aus Rosinen. Natürlich probierten wir dort einen Shot, der seltsamerweise mit Ziegenkäse serviert wird.

Dass die winzige Bar ohne Tische und Stühle zu einem beliebten Treffpunkt wurde, hat mehrere Gründe. Einer davon war ein Wettbewerb, bei dem Kunden aufgefordert wurden, 100 Shots Pasita in 2 Stunden zu trinken. Die Person, die sich der Herausforderung stellt, würde 50.000 Pesos (knapp 2.500 Euro) ergattern und darf lebenslang um sonst dort trinken. Nach Angaben des Eigentümers hat es in mehr als hundert Jahren nur eine Person geschafft, den Preis zu gewinnen. Der Gewinner selber konnte es leider nicht abholen, da er nur wenige Zeit danach an einer Alkoholvergiftung starb. Die Familie aber bekam das Geld; ob dies eine Genugtuung war, glaube ich nicht. Einheimische sagen, der Wunsch des Rekordhalters sei es gewesen, in der Bar begraben zu werden, wenn er den Wettbewerb nicht überlebt – und sein Wunsch wurde respektiert. Heute gibt es immer noch ein abgenutztes und verblasstes Schild, das andere dazu einlädt, zu versuchen, den Rekord zu brechen. Aber die wenigen, die es versucht haben, konnten den Rekord (zum Glück) nicht brechen.


Trotz nur zwei Nächten im wunderschönen Puebla und Cholula, gibt es dazu einen ganz eigenen Blog. Es gibt so viel Kultur und Geschichte auf diesem Fleck in den verschiedensten Jahrhunderten. Und ich durfte weitere Erinnerungen für mich hier schaffen.

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