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Ein Tag in Carmen de Viboral und meine Töpferwerke

  • Autorenbild: Lisann Hoefer
    Lisann Hoefer
  • 1. Dez. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Während meines Auslandssemester hier in Medellín habe ich das Privileg einen Töpferkurs an der Uni zu belegen. Eines der beliebtesten Wahlfächer hier. An einem Samstag haben wir gemeinsam einen Ausflug gemacht und sind in das nahgelegende Örtchen Carmen de Viboral gefahren. Denn bekannt ist dieser Ort für seine Keramik Fabriken und das hübsch bemalte Geschirr mit bunten Pigmenten.

Unsere erste Fabrik, die wir besuchten, war etwas weiter außerhalb am Fuße eines Berges. Hier wurden vor allem große Vasen, Lampenschirme usw. hergestellt. Der Brennofen war dementsprechend natürlich auch riesengroß und wirkte fast wie eine Sauna :D

Die zweite Fabrik war näher am Zentrum. Wir konnten zwei Damen dabei beobachten, wie sie mit Leichtigkeit die Pinsel auf den Tassen und anderem Geschirr schwangen. Die schönen Blumen und Muster sind teils sehr typisch für Carmen de Viboral.

Im Dorf gibt es viele solcher Fabriken und Läden. Es wird alles Mögliche aus Keramik hergestellt: zum Beispiel auch Schmuck.

In der Mittagspause bin ich mit Sabrina unterwegs gewesen. Sie ist zwar nicht in meinem Töpferkurs, aber sie wollte sowieso auch nach Carmen und so kam sie mit meinem Kurs mit. Erst waren wir in einem Restaurants mit einem leckeren vegetarischen Mittagsmenü und anschließend in einem süßen Café mit leckerem Kuchen. Natürlich wurde alles auf wunderschönem Geschirr serviert.

Nach dem Mittag haben wir uns das Dorf und die verzierten Straßen angeguckt. Der Hauptplatz hat einen Turm mit Regenbogen Mosaik. Die Hauswände sind teils mit Tellern geschmückt, und zwar so, dass sie beim Bauen der Häuser mit eingebettet wurden. Und eine andere Straße hat viele "Mosaik-Bäume" in den Hauswänden. Das Dorf erzählt überall Geschichten.

Natürlich gingen wir kurz durch das Keramik-Museum im Kulturzentrum und entspannten kurz im grünen Innenhof.

Der letzte Tagespunkt war auch im Kulturzentrum und wir durften selber zwei Schüsseln mit Pigmenten bemalen. Das hat sich als gar nicht so einfach herausgestellt, wie es bei den Damen in der zweiten Fabrik aussah...


Meine Töpferwerke

In der Uni haben wir bereits viel gelernt. Zunächst die Grundtechniken: beginnend mit dem Kneten; dann Formen aus Kugeln, Ringen und Platten erschaffen. Natürlich durften wir auch an der Drehscheibe arbeiten, was sehr viel Übung und Geduld erfordert. Hier einige Fotos dieser ersten "Abgabe".

Die zweite "Abgabe" bestand aus Replikaten aus Gipsformen, das Herstellen der Gipsformen, sowie dem Deformieren der Replikate. Es war eine Gruppenarbeit, sodass wir uns immer gut absprechen mussten, wer die Form wann wechselt, damit die gegossenen Formen nicht zu trocken werden. Auch hier ein paar Fotos aus dem Unterricht und von unseren Werken.

Zuletzt haben wir noch über die Farben gelernt. Parallel haben wir mit unserem finalen Projekt angefangen, jeder individuell mit der Technik, die einem am meisten liegt und Spaß macht. Ich wollte eigentlich zwei Techniken kombinieren und erst eine Bowl an der Drehscheibe herstellen und aus ihr dann eine Gipsform gießen um Replikate zu erstellen. Jedoch ist das Arbeiten an der Drehscheibe wirklich schwer. Längst nicht so einfach wie es immer aussieht. Deshalb habe ich mich nach drei Fehlversuchen dann doch dafür entschieden eine Schüssel aus meiner Wohnung für die Form zu benutzen. Mit Farben und Texturen habe ich diese Schüsseln dann zu Unikaten gemachten. Seht selbst. Und auch mein "Desayuno feminista" (dt.: feministisches Frühstück) wie ich es genannt habe, ist sehr gut aus dem Brennofen gekommen!

An unserem aller letzten Tag haben wir noch eine besondere Technik ausprobiert, die "Rakú" heißt. Dabei wird nachdem Brennen (1000° C im Ofen) eine Art Sperrholz über das Werk geschüttet. Es brennt. Wirklich. Und dabei entstehen coole Effekte auf den fertigen Töpferwerken. Diese Werke wurden am Ende fast zu meinen Favoriten.

Insgesamt war das wirklich ein cooler Kurs in der Uni. Nur schade, dass ich vieles davon nicht mit nach Deutschland nehmen kann. Ein bisschen versuche ich tatsächlich nach Hause zu transportieren. Aber den größten Teil habe ich Freunden und Professor*innen aus der Uni geschenkt. Auch eine schöne Möglichkeit, Abschiedsgeschenke zu haben.

Ich bin dankbar so viel Neues in dieser Handwerkskunst gelernt zu haben.


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