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Eine bunte Zeit in Guatapé

  • Autorenbild: Lisann Hoefer
    Lisann Hoefer
  • 13. Nov. 2022
  • 8 Min. Lesezeit

Guatapé ist eines der Top Ausflugsziele von Medellín aus. Es liegt ca. 75km vom Zentrum Medellín entfernt in Richtung Osten und ist gut mit dem Bus zu erreichen. Die Gemeinde Guatapé ist bekannt für den großen Fels, wessen Gipfel durch einige Treppenstufen zu erreichen ist. Von dort oben hat man die perfekte Aussicht auf den Stausee der sich wie in den Fjorden durch die hügelige Landschaft zieht.


La Piedra

Der Fels von Guatapé (mit vielen Namen: Fels von El Peñol (spanisch La Piedra de El Peñol) oder einfach nur La Piedra oder nur El Peñol) war gleich unser erster Punkt auf dem Tagesplan. Ich schaffe es mit meinem Patagonia Shirt, ausgeblichener Quiksilver Cap und der großen Kamera auf jeden Fall immer besonders als Tourist aus der Gruppe hervorzustechen. Aber generell sind am Fels und in Guatapé immer viele Touristen unterwegs. Wichtig ist bloß auf seine Wertsachen aufpassen, wie eigentlich überall. Es war sehr voll dort oben. Es wurde Eis, Obst und andere Snacks verkauft, das Wetter hat mitgespielt und die Aussicht war so schön.

Nach einer Mittagspause am Fuße des Felsens, sind wir mit dem Boot auf dem Weg zu unserem Hostel an den Villen der Reichen vorbeigefahren. Wir konnten die ein oder anderen kolumbianischen Prominent*innen auf ihren Terrassen am Wasser sichten.


Unser Hostel am Wasser

Mit dem Boot wurden wir zu unserer Unterkunft gebracht. Durch einen kurzen Fußweg ist der Wasserzugang mit dem Hostel verbunden. Das Hostel war echt top; es gab einen Pool, Billardtisch und Tischtennis-Platte. Und der Höhepunkt, waren zwei SUPs, die wir uns ausleihen durften. Zwar nicht in bestem Zustand, aber sie waren absolut genug um eine schöne Zeit auf dem See zu haben. Das Wasser war so schön, dass ich mich nicht zurückhalten konnte und auch ein bisschen schwamm. Aber aufgepasst, denn es sind immer viele Speedboote und andere wilde Wasseraktionen unterwegs.

Auch das Essen am Hostel war lecker und wir haben den Abend mit ein paar Bierchen, Spielchen und netten Gesprächen ausklingen lassen.

Nach einem entspanntem Morgen an unserem schönen Hostel sind wir dann mit dem Jeep in das süße Dorfzentrum gefahren. Ein Vorteil an meiner Größe: mir wird oft der Beifahrersitz hier angeboten, den ich meist dankend annehme.


Dorfzentrum von Guatapé

Schon die ersten Häuser und bunten Sockel der Gebäude haben meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit bekommen. Wichtig dazu zu wissen ist vielleicht, dass Guatapé eigentlich mein erstes Dorf hier war, welches ich besuchte (noch vor Jardín oder Abejorral) – ich wollte mit dem Blogeintrag nur warten, weil ich diesen schönen Fleck gerne ein zweites Mal besuchen wollte...

Guatapé ist fast "unnatürlich" bunt im Zentrum, aber diese bunten Gebäude wecken einfach nur das Kind in mir und machen glücklich. Abgesehen davon sieht Guatapé auf den Fotos auch einfach schön aus! Diese Farben...

Die Empfehlung meiner Cousine für ein Restaurant wurde auf jeden Fall nicht vergessen und die beiden Vegetarierinnen haben sich zusammen getan. Dieser kreative süße vegane Mittagsplatz namens "Namasté" hat nicht nur leckeres Essen, sondern es ist möglich sich mit Pinsel und Farbe auf der Dachterrasse zu verewigen. Gitarre, Spiele und eine gemütliche Sitzecke machten es uns leicht dort die Zeit zu vertrödeln.

Direkt gegenüber ist ein Künstlercafé – die Café Retro Art Gallery. Nachdem ich ein bisschen durchs Dorf lief, habe ich mich dort mit einem Eiskaffee niedergelassen. Vier Künstler*innen arbeiten hier. Wir unterhielten uns ein wenig und dann wurde auch mir Pinsel und Farbe angeboten. Ich hatte zwar nur eine knappe Stunde, aber ich hatte große Lust und das Ambiente war einfach so schön. Es lief sogar deutscher Indie Pop, die vier Künstler*innen haben also auch Geschmack in der Musik.

Dieses Bild ist außerdem ein wunderschönes Andenken an meinen ersten Trip nach Guatapé.

Ja, richtig gehört: erster Trip. Mir hat es so gut gefallen, dass ich schon dort wusste, ich werde wieder kommen.


So, nun war es endlich soweit und ich war mein zweites Mal in Guatapé. Annika war noch gar nicht dort und da wir beide die Woche keinen Unterricht hatten, entschieden wir uns nochmal nach Guatapé zu fahren. Sie wollte zum Beispiel unbedingt Wakeboarden und ich unbedingt eine Mountainbiketour machen. Wir haben uns dann eine bunte sportliche Zeit gemacht und abwechslungsreich die Tage verbracht.


La Manuela

Am ersten Tag haben wir zunächst eine der typischen Boottouren gemacht. Aber da wir unbedingt an der Finca de Manuela, eine alte und sehr große Finca von Pablo Escobar, aussteigen wollten, setzte unser Boot uns am Ufer ab, machte dann einen Schlenker und holte uns auf dem Rückweg wieder ab. In der Zeit wurden wir kurz von jemandem dort rumgeführt, der uns etwas mehr über die Ruine und deren Geschichte erzählte.

Die Finca La Manuela wurde als Ferienhaus in Guatapé gebaut. In der Gegend wurde es sofort gefährlicher für Besucher, als Pablo einzog. Er hatte Tennis Plätze, ein Fußball Feld und natürlich einen Helikopter Landeplatz auf seinem Grundstück. Im Stall waren die besten Pferde und er importierte Bäume von überall aus der Welt hier her. Unter anderem Bonsai aus Japan, Magnolie aus China und Ahorn aus Canada. In anderen seiner Villen sammelte er exotische Tiere, hier eben exotische Bäume.

Im Jahre 1993 wurde die Finca zerstört, als eine vom Rivalen (Cali Cartel) finanzierte Bürgerwehr namens Los Pepes (People Persecuted by Pablo Escobar) 200 kg Sprengstoff (TNT) in eines der Badezimmer pflanzte. Es war der letzte Bau von Escobar, denn acht Monate später wurde er auf der Flucht vor einer Einsatzgruppe in Medellín erschossen. Wir standen in Pablos Schlafzimmer und hatten den Blick von seiner Terrasse, den er damals hatte. Die Ruine war schon ein bisschen unheimlich und mystisch. Man sagt sogar, dass unter dem Pool ein Schatz vergraben sei.


Stärkung für ein bisschen Action

Danach waren wir bei "Namasté" Mittagessen. Das letzte Mal war es so lecker dort und es gab noch viel auf der Speisekarte auszuprobieren, sodass wir wieder dahin gingen, außerdem war es für Annika ja auch das erste Mal. Witziger Weise hat mich sogar der eine Kellner wieder erkannt, und das nach 2,5 Monaten. Wir waren sehr überrascht, aber ich habe mich auch einfach sehr willkommen und zuhause gefühlt.

Danach ging es wieder aufs Wasser, Annika wollte unbedingt Wakeboarden! Ich war ein kleiner Angsthase und habe lediglich das Speedboot fahren genossen und natürlich Fotos geschossen!


Unser Hostel – Casa Kayam

Kaputt vom Wakeboarden sind wir dann in unser Hostel geschlendert. Und schlau wie wir sind, haben wir schon vorher Nudeln und Gemüse fürs Abendessen eingekauft. Der Weg führte über eine Brücke zu dem ruhigeren Teil von Guatapé. Das Gelände war groß und verspielt und die Gemeinschaftsräume sehr gemütlich. Am Abend haben wir uns mit den anderen Reisenden ausgetauscht und Spiele gespielt. Ich liebe einfach die Gemeinschaft unter Reisenden und es hat mir genau den richtigen Kick gegeben, meine weiteren Reisen zu planen. Weniger Trauern um die Zeit, die in Medellín vorbei geht, und mehr Vorfreude für die Abenteuer, die kommen werden. Und tatsächlich habe ich einige von diesen Bekanntschaften aus dem Hostel auch nochmal wieder in Medellín getroffen.


Mountainbike Tour

Am nächsten Morgen, nachdem ich die "Gelände-Foto-Tour" am Morgen machte, sind wir ins Dorf gegangen um uns ein schnelles Frühstück zu holen. Anschließend ging es zum "Lake View Hostel", welches unter anderem eine Mountainbike Tour nach San Rafael mit noch anderen Stopps und Aktionen anbietet. Wir waren tatsächlich nur zu zweit mit unserem Guide und sind erstmal ca. 45 Minuten Berg auf und ab gefahren. Dann haben wir einen kurzen Stopp am – an diesem Tag sehr nebeligen – Paragliding-Point gemacht und die nicht vorhandene Aussicht genossen. Danach ging es eigentlich nur bergabwärts, denn es liegen ca. 800 Höhenmeter zwischen Guatapé und San Rafael.

Circa eine halbe Stunde vor San Rafael stellten wir unsere Fahrräder ab, badeten im Río Guatapé und wanderten dann zum versteckten Wasserfall "El Churimo". Auf dem Wanderweg waren wir ganz alleine und er war wirklich so zugewachsen, dass man merkte, dies ist ein Geheimtipp. Den Wasserfall sahen wir nur vom Fluss aus und es war ein kleines Abenteuer gegen die Strömung anzukommen.

Mittlerweile war der Himmel klar und es war super heiß in der prallen Sonne. An einem Kiosk zurück bei den Fahrrädern holten wir uns ein Eis am Stiel, um uns von innen abzukühlen.

Wieder auf dem Sattel fuhren wir nach San Rafael, wo wir kurz entspannten, was tranken und aßen und uns den Hauptplatz mit der Kirche anschauten, der in jedem Ort hier einfach sehr sehr ähnlich aussieht. Zurück ging es dann mit dem Bus und den Fahrrädern im Kofferraum.

Eine wirklich rundum coole Tour!


Food & People

Der Hunger war groß, als wir wieder in Guatapé waren. Wir gingen zu einem Food-Court, wo jeder das essen konnte, wonach das Herz gerade schlug. Nicht lange nach Sonnenuntergang fing es an in Eimern zu schütten. Wir konnten uns kaum unterhalten, so laut prasselte der Regen auf das Dach. Um noch einen Cocktail zu trinken gingen wir in die Bar neben an, die witziger Weise von einem Australier geführt wurde, der Cooranbong, der Ort in dem ich damals Au Pair war, kannte. Es war eine witzige Runde in der Bar und die Menschen sind einfach alle überaus freundlich. Durch den Sturm gab es einen Stromausfall, weswegen wir eine Zeit lang im Dunkeln an der Bar saßen und uns mit Cocktails von innen wärmten. :D

Wir sind dann abends noch mit dem Tuk-Tuk ins Hostel und haben erstmal geduscht.

Am nächsten Tag ist Annika früh los um den Fels zu besteigen, was ich bei meinem ersten Besuch ja schon machte. Ich habe mir dann einen ganz gemütlichen Morgen gemacht. Das Hostel hat zwei sehr leckere Frühstücksoptionen, ich habe gelesen und später gab es sogar eine Yoga Session am Hostel. Das war wirklich ein Segen für meinen Körper und meine Seele.

Später trafen Annika und ich uns im Ort. Wir schlenderten durch die bunten Straßen und entschlossen uns dann wieder in der "Aussi-Bar" zu essen, wo ich ganz typisch australisch meinen Burger mit Ei und Ananas aß.


Nochmal aufs Wasser

Wir sind tatsächlich dann nochmal aufs Wasser und haben uns eine schöne Zeit gemacht. Wir durften beide sogar selber das Steuer in die Hand nehmen und haben danach ein kühles Bier und Musik genossen. Wir sind außerdem zu dem Kreuz gefahren welches in der Nähe der Finca La Manuela aus dem Wasser guckt. Der See ist ein Stausee und wurde in den 80ern angelegt. Dabei wurde unter anderem eine Kirche überflutet, welche nur noch durch das Kreuz sichtbar ist. Wir schwammen zum Kreuz und standen auf der Plattform, wo unter uns 40 Meter tief die Kirche steht. Das war wirklich eine super coole Aktion!

Annika ist dann zum Bus, weil sie wieder nach Medellín musste. Ich hatte eine Nacht im Hostel verlängert, weil es mir wieder so gut gefiel, dass ich noch nicht gehen wollte. Nach einem Kaffee im Künstlercafé, bin ich schnell zum Restaurant, bevor es wieder anfing zu schütten. Das Thai Restaurant wo ich war ist im dritten Stock des Lake View Hostels, wo wir die Fahrradtour machten, und den Besitzer des Restaurants trafen wir am Abend zuvor in der "Aussi-Bar" (wie ich sie nenne). Guatapé ist wirklich ein Kaff. Jeder kennt jeden und alles ist vernetzt.

Wir verbrachten dann einen letzten netten Abend im Hostel und ich schlief mit meinem Schlafsack in der Hängematte in der alten Chiva (kolumbianischer Partybus) geschlafen.


Mirador San José

Am nächsten Morgen gab es wieder lecker Frühstück im Hostel, diesmal die andere Option. Danach traf ich mich mit einer Bekanntschaft aus dem Lake View Hostel des Vorabends und wir wanderten gemeinsam zum Aussichtspunkt San José. Der Weg war teils ziemlich verwaschen durch den Regen der letzten Nächte. Aber der Ausblick hat sich sehr gelohnt. Der Nebel zog schnell über das Land, so dass der Fels und das Dorf manchmal hinter den Nebelwolken verschwanden. Auf dem Rückweg gab es noch ein Bierchen und dann ging es für beide wieder ins jeweilige Hostel.

Im Hostel packte ich dann meine Sachen zusammen und ging das letzte Mal den Weg über die Brücke ins Dorf. Als ich dann die Regenbogenstraße hinab ging, riefen mir drei Mädels aus dem Hostel zu, genau von der Terrasse des Cafés, wo ich auch gerade hingehen wollte – was ein Zufall.

Es gab einen leckeren Mittagssnack dort und die Zimtschnecke war ein Träumchen. Ich verabschiedete mich von den Mädels und machte dann den Rest meiner Abschiedsrunde: in die Bar, in das Künstlercafé und zu Namasté. Ich quatschte noch lange mit den Leuten der letzten beiden, denn das Künstlercafé und Namasté liegen direkt gegenüber und die Leute dort sind auch miteinander befreundet. Es hat lange gebraucht mich loszureißen und in den Bus nach Medellín zu steigen. Ich kann mich so schnell in Orte verlieben und Guatapé ist bis jetzt einer meiner liebsten Orte in Kolumbien und das nicht zuletzt wegen der freundlichen Menschen dort.

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