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Cafetero und Nevados

  • Autorenbild: Lisann Hoefer
    Lisann Hoefer
  • 19. Dez. 2022
  • 7 Min. Lesezeit

Cafetero wird die Haupt Kaffeeanbauregion Kolumbiens bezeichnet. Sie befindet sich im Zentrum des kolumbianischen Teils der Andenregion auf einer Höhe zwischen 1200m und 2000m ü. NN, zwischen Medellín und Cali. In dieser Region gibt es aber nicht nur Kaffee zu finden, sondern vieles mehr, wie ihr in diesem Blog erfahren werdet.

Ich bin von Medellín gemeinsam mit meinem (ehemaligen) Mitbewohner Freddy nach Manizales gefahren. Seine Eltern wohnen dort und für mich war es die erste Station dieses Reiseabschnittes. Mein Hostel war gemütlich und die Mitarbeiter sehr freundlich. Da es den Tag meiner Ankunft in strömen regnete, verbrachte ich den Rest des Tages im Hostel mit den anderen Reisenden, kochte mir was und machte mir einen Plan für die nächsten Tage.


Manizales

Die höchste Kathedrale Kolumbiens mit 115 m befindet sich in Manizales. Der Architekt stammt aus Frankreich, andere Mitwirkende aus Italien und viele der Rohstoffe oder die bunten Fenster aus weiteren Ländern Europas. Somit ist diese Kathedrale eigentlich ein europäisches Bauwerk, nur eben hier. Aber sehr beeindruckend, vor allem der 360° Blick von der Spitze des Kirchturms.

Zum Mittag traf ich mich dann nochmal mit Freddy und danach gingen wir zum Denkmal der Stadtgründer am Aussichtspunkt „Chipre“.

Wir tranken einen Kaffee in einem süßen Café während es in Eimern vom Himmel schüttete. Später gingen wir noch zu einem Park mit einer kleinen Wassershow und dann schauten wir uns den Sonnenuntergang an, wo es dann auch ein Kolibri vor meine Linse schaffte (der Großer Veilchenohrkolibri/Sparkling Violetear).

Wir verabschiedeten uns und ich sah viele Weihnachtslichter auf dem Weg zurück in mein Hostel. Solche kitschigen Weihnachtslichter gibt es im Dezember in jedem Ort in Kolumbien.


Los Nevados und heiße Quellen

Das Schutzgebiet Nevados befindet sich östlich von den ganzen Orten der Kaffeeregion und hat viel (Einzigartiges) zu bieten. Es ist die Heimat von mehreren Vulkanen, wovon der Höchste 5.321 m ü. NN hoch und zur Zeit aktiv ist. Der Nevado del Ruiz brach zuletzt im November 1985 aus und zeigt seit 2012 wieder verstärkte Aktivität. Bei klarer Sicht sind die bedeckten Schneespitzen der Vulkane sichtbar. Als wir in den Nationalpark hinein fuhren (Bzw. waren wir größtenteils auf der Straße die das Schutzgebiet abtrennt, sodass wir rechts von uns das Schutzgebiet sahen und links von uns "nicht".), merkten wir langsam die Veränderung der Vegetation. Wir fuhren immer höher und der Regenwald verschwand und „Páramo“ begann.


Wikipedia beschreibt Páramo wie folgt:

Der Páramo (altspanisch: „schlechtes, baumfreies Land“) ist eine Vegetationsform der baumlosen, alpinen Hochlandsteppen feuchttropisch-äquatorialer Gebirge. Die Bezeichnung stammt aus den Anden Südamerikas, wird jedoch heute auch für die gleichartige Vegetation der Cordillera de Talamanca in Costa Rica und Panama, sowie darüber hinaus für ähnliche Pflanzenformationen der Gebirge Ostafrikas und Neuguineas verwendet. Die größten Páramo-Gebiete reichen von Kolumbien über Ecuador bis in den Norden Perus, wo sie oberhalb der Waldgrenze (Nebelwald) zwischen ca. 3500 und 4500 m (bis maximal 5100 m) Höhe in feuchtem Klima vorkommen. Ähnliche Höhen gelten für den gesamten Tropengürtel.


Unser erster Stopp war an der Laguna Negra und wir tranken einen Coca Blatt Tee. Auf der Höhe von mittlerweile ca. 4000 Metern ü. NN war es dann schon dolle kalt und ich war froh über meine Daunenjacke und den heißen Tee

Die typischste Pflanze hier sind die Frailejones. Sie haben eine kuschelige pelzige Oberfläche. Sie schaffen es aus dem Nebel, der feuchten Umgebung das Wasser zu ziehen und das überschüssige Wasser wieder über die Wurzeln an die Erde abzugeben. Sie tragen damit einen wichtigen Teil zur Bildung und Erhaltung des Wasservorkommens bei.

Sie sind sehr typisch für dieses Gebiet und auf der ganzen Fahrt und beim Wandern in Massen zu sehen. Frailejones kommen nur im Páramo vor, denn sie brauchen die Höhe aber gleichzeitig die Tropen, damit sie wachsen können. Denn ohne die Tropen wäre es ihnen zu kalt auf dieser Höhe und ohne Höhe zu heiß. Über die Jahre bilden die Frailejones einen dicken Stumpf, der ihnen die typische Form gibt. Die toten unteren Blätter bleiben an der Pflanze hängen, und bilden so eine natürliche Winterjacke, die man im Páramo unbedingt braucht, weil es nachts auch mal Minusgrade haben kann. Außerdem wächst diese Pflanze pro Jahr nur ca. 1 cm. Das heißt die Pflanzen die wir gesehen haben sind schon viele Jahrzehnte alt!

Als wir kurz in den Nationalpark hineinfuhren, gingen wir einen kurzen Weg, um ganz besondere Kolibris zu sehen, die es auf der ganzen Welt NUR hier gibt: Oxypogon stuebelii, bzw. Buffy Helmetcrest. Und tatsächlich sahen wir viele der lila bärtigen kleinen Vögel. Außerdem zeigte unser Guide uns viele typische andere Pflanzen dieser Region, die meist dazu fähig sind das Wasser aus der Luft aufzunehmen.

Außerdem sorgen die Vulkane für heiße Quellen. Wir wanderten zum Fluss Sifón. Auf dem Weg dort hin wurde der Schwefelgeruch immer stärker, den ich zuletzt in Neuseeland roch, da es dort in Roturua auch solche heißen Quellen gibt. Das Wasser des Flusses war um die 35 Grad heiß und türkisblau. Wir entspannten in dem heiß dampfenden Wasser mit wundervoller Umgebung des Páramos.

Anschließend gab es ein spätes Mittagessen und wir fuhren zurück nach Manizales.


Salento

Dieses kleine Örtchen ist ein Touristenmagnet, aber wirklich super süß. Meinen Ankunftstag nutzte ich zum Bummeln in den bunten Straßen. Viele Cafés, Schmuckläden, Boutiquen und Restaurants. Auch mein Hostel hat eine gemütliche Atmosphäre. Die Häuser haben bunt bemalte Sockel und Türen und die Einrichtungen sind oft mit viel Holz. Bevor ich hierher gefahren bin, habe ich mich extra seelisch darauf eingestellt, dass ich viel auswärts essen gehen werde, weil es sooo süße Restaurants hier gibt, auch immer mit vielen vegetarischen und veganen Optionen. Ich habe extra viel in Manizales gekocht um mir hier ein wenig Luxus zu gönnen. Auch körperlich musste ich mich darauf einstellen, denn ich habe sehr viel mehr Kaffee konsumiert als normaler Weise. Aber ich dachte in der Kaffeeregion Kolumbiens muss ich und will ich viele Cafés und Kaffee's ausprobieren. Außerdem gab es in der einen Bar sogar ein Getränk, dass unserem Glühwein ähnelt und ich kam gleich ein bisschen mehr in Weihnachtsstimmung.

Am Abend gab es viele Musik in Cafés und auf der Straße. Schon am ersten Abend hörte ich 4 verschiedene Musiker, bzw. Musik-Duos, und wirklich sehr sehr gute. Ich hab mich sofort in Salento verliebt.

An meinen ersten beiden Abenden waren hier in Kolumbien aber auch Feiertage. Am 7. und. 8. Dezember werden anlässlich des „Día de las Velitas“ Kerzen auf den Straßen angezündet. Als der Papst Pius IX. damals die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria als Dogma bezeichnete, zündeten die Menschen Kerzen und Papierlaternen an, um ihre Unterstützung und ihren Glauben an diese Idee zu zeigen. Dies wurde in der kolumbianischen Kultur beibehalten, wobei es heutzutage einfach eine schöne Tradition ist um Weihnachten einzuläuten.


Am nächsten Morgen bin ich auf den Aussichtspunkt gegangen, der sich kurz hinter meinem Hostel einige Treppenstufen aufwärts befindet. Anschließend genoss ich einen Kaffee auf dem Hauptplatz und den süßen Ort mit Sonnenlicht und wenig Leuten. Schon nach meinem Frühstück zog sich der Himmel zu und blieb den Rest des Tages bedeckt.


Eine Kaffee Tour auf der Finka Ocaso

Ich machte mich auf den Weg zu einer Freundin, die ich in Manizales kennen gelernt habe, Yvette. Wir hatten gemeinsam eine Kaffeetour gebucht. Allerdings fand diese erst um 2 Uhr statt, sodass wir vorher noch die Umgebung erkundeten. Wir gingen zum rauschenden Fluss hinunter und sogen die Klänge und Gerüche der Natur auf.

Frühzeitig auf der Finka hatten wir im Café vor Ort einen kleinen Mittagssnack und konnten dann bei der 3 stündigen Tour unser Kaffeewissen erweitern. Wir testeten unseren Geruchssinn in mehreren Schritten und lernten über die verschiedenen Zubereitungsarten der ein und selben Pflanze. Später ging es dann natürlich auch zum Geschmackssinn über.

Hier seht ihr die ersten Schritte wie aus dem Samen eine Pflanze wächst:

Wir sind dann auch wieder (wie bei meiner ersten Kaffeetour in Jardín) zum Pflücken in die Büsche getaucht. Diese Tour hier war allerdings eine sehr schöne Ergänzung und deutlich ausführlicher als meine erste Tour über die ihr hier lesen könnt.

Bei der Premium Kaffee Tour bei der Finka Ocaso – in der Nähe von Salento – gab es dann auch leckeren Kaffee zum Schluss, aber den mussten wir uns erstmal verdienen.

Hier seht ihr die drei verschiedenen Kaffees im Trocknungsprozess: Ganz links ist der Kaffee, der gewaschen und dann getrocknet wird. Pro 1 Kilogramm Kaffee wird 4 Liter Wasser benötigt. In der Mitte ist der Kaffee, der nicht gewaschen wird. Er hat noch die glibberige Fruchtschicht, die ein bisschen wie Lychee schmeckt, um die Bohne. Diese Sorte wird auch "Honey" bezeichnet. Sie braucht länger zum trocknen als die gewaschenen. Ganz rechts ist der Kaffee, der mit der Hülle getrocknet wird. Er braucht logischer Weise am längsten zum trocknen, und ist deswegen auch am teuersten. Er hat eine sehr schokoladige Note und wird natürlicher Kaffee genannt, Café natural.

Der Kaffee wird dann eigentlich nur getrocknet exportiert und dann in Deutschland und Co. geröstet. Aber auch für den Verbrauch hier in Kolumbien wird der Kaffee teils geröstet.

Dieser ganze Prozess ist wirklich sooo viel Handarbeit und es ist erschreckend, wie wenig die Pflücker verdienen. Am Schluss haben wir dann noch gelernt, wie der perfekte Filterkaffee zubereitet wird – natürlich mit Waage!


Valle de Cocora

Eine ca. 12 Kilometer Wanderung, die ungefähr alle Touristen hier machen ist ein Rundweg durch die „Valle de Cocora“, auch teil des Nationalparks Los Nevados. Hier wachsen die größten Palmen der Welt – die Wachspalmen. Seit 1985 ist die Quindio-Wachspalme der Nationalbaum Kolumbiens. Der Wanderweg führt außerdem an einem Fluss lang und es ist möglich einen Abstecher zu machen, um auf einer Art „Hütte“ ein Heißgetränk zu erwerben und die Kolibris zu beobachten. Ich bin bereits früh gestartet um den Menschenmengen (von denen mir erzählt wurde) zu entgehen. Mit zwei Kanadierinnen waren wir die einzigen, die den Rundweg mit den Palmen starteten. Wir waren ganz allein. Auf dem Rückweg am Fluss entlang, begegneten uns dann mehrere Menschen, denn die Empfehlung ist sich den schönen Blick über die Palmen für das Ende aufzusparen. Aber ich bin sehr froh es so rum gemacht zu haben. Die Sonne stand noch tief und einfach diese Stille – wunderbar.


Filandia

Filandia ist ein weiterer kleiner Ort in der Nähe, unter anderem bekannt für seine weiß-blau gestrichene Kirche. Auch hier gibt es süße Läden, Cafés und Restaurants.

Zudem gibt es einen Aussichtsturm, welchen ich während des Sonnenuntergangs aufsuchte. Der Blick über die Landschaft war sehr schön und ich hatte mir für diese goldene Stunde auch extra noch ein leckeres Getränk gekauft.

Diese kleinen Dörfchen hier sind einfach immer sehr süß und es gibt immer tolle Ausflugsmöglichkeiten in die Natur.


Botanischer Garten in Armenia

Von Armenia kann man super in den Botanischen Garten fahren. Dieser ist sehr schön und es gibt viele Tiere zu sehen. Der Eintritt inkludiert einen Guide und wir haben eine Tour durch die verschiedenen Abschnitte, Museen und zum Schluss auch das Mariposarium gemacht. Es gab sooo viele Schmetterlinge und es war eine toller Abschluss dieses Reiseabschnittes für mich.


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