Bunt und blumig in Medellín
- Lisann Hoefer
- 17. Aug. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Reisefieber zieht mich nach Lateinamerika. Die Neugier bringt mich nach Kolumbien. Und die engste Partnerhochschule von mir Zuhause lässt mich in Medellín "stranden" :D
Für die, die sich jetzt fragen, wieso denn Kolumbien?!? Tatsächlich zählt Kolumbien zu den fortschrittlichsten Ländern Lateinamerikas. Das Land ist mitten in einem Erneuerungsprozess nach dem Ende der Kriege und hat deshalb eine faszinierende Energie. Es ist bunt. Es ist lebendig. Es ist Natur.
Mitte Juli flog ich über den Ozean um mal wieder neue Ecken dieses wunderschönen Planeten zu entdecken. Abends nahm ich ein Taxi welches mich von dem Flughafen nach Medellín rein fuhr. Der Blick von den Bergen hinunter auf die beleuchtete Stadt war atemberaubend.
Durch eine Freundin hatte ich bereits in Deutschland schon Kontakt zu meinem Vermieter, der mich am Apartment empfang. Ich bin so dankbar, dass ich sofort in meine Bleibe für die nächsten Monate hier einziehen kann, da ich (nun) weiß; das ist nicht selbstverständlich. Mit 4 kolumbianischen Mitbewohner*innen und einem Hund teile ich mir ein verspieltes Apartment im vierten (dt. dritten) Stock. Es ist zwar etwas laut und dunkel, aber dafür wohne ich in einer prima Lage und wir haben einen großen Gemeinschaftsbereich.
Angekommen durch neue Freunde
Gleich an meinem ersten Tag hier war ich typisch kolumbianisch Essen – mit der Organisation LiLo (Live like Locals), die nationale und internationale Studierende zusammenführen wollen. Wir waren nur zu fünft, aber das war um so schöner. Wir waren noch den ganzen Nachmittag zusammen: haben Eis gegessen, Kaffee getrunken und im Café Karten gespielt. An diesem Nachmittag lernte ich auch gleich meine wohl beste Freundin hier kennen, Sabrina. Sie kommt auch aus Deutschland und eigentlich wollten wir beide keine Deutschen hier kennen lernen... Na, wie das so manchmal ist, spielt das Leben anders, und wir sind sehr dankbar, uns hier gefunden zu haben! Wir teilen die Liebe zum Tanzen. Sie tanzt schon seit mehreren Jahren Bachata und Salsa. Für mich ist das alles sehr neu, aber ich gehe gerne mit ihr zum Tanzen und nehme sogar private Bachata Stunden! Auch mit den anderen Vier von dem Treffen habe ich noch Kontakt: Jessi ist so ziemlich bei jeder LiLo-Veranstaltung dabei, mit Luz ging es mal ins „berühmte“ Bällebad im Stadtteil Poblado und Juan ist auch immer gerne dabei, denn mit einem großen Kolumbianer fühlen wir uns gleich sicherer :D
DAS Bälle-Bad mit Luz
Bei einer kleinen Stadt und Metrotour – gleich an meinem zweiten Tag hier – lernte ich Annika kennen. Schon wieder eine deutsche Freundin, aber auch wir haben uns direkt gut verstanden.
Hier der Ausblick Nähe der (Metro) Gondel Station "La Aurora".
Natürlich führte ich meine Freundschaften zusammen, sodass wir auch mal zu dritt und mehr gemeinsame Stunden verbrachten. Oft mit gutem Essen und Getränken...
Das ist ein riesen Cocktail mit Lulo. Lulo ist eine typische Frucht hier, die eigentlich roh sehr sauer, fast Essig artig schmeckt. Aber als Saft etwas gesüßt oder sogar als Cocktail zusätzlich mit Rum oder Vodka, ist das Getränk sehr lecker. Wir teilten uns ein riesen Glas zu viert und spielten ein paar runden Jenga. Ein sehr entspannter Samstag.
Ein anderes Getränke Highlight war das Craft Beer der Brauerei Maestre zu probieren. Mmmmmhhh....
Eine Wanderung auf den "Corre Pan de Azucar"
Mit LiLo war ich in meinen ersten Tagen viel unterwegs, denn dadurch lernte ich viele Leute kennen! Auch Annika war mit dabei und wir genossen die Natur und die Aussicht bei einer Wanderung von einem der vielen Gipfel in Medellín.
Ausflug zu einer Finca in Barbosa für Party und Pool
1,5 Stunden nach ausgeschriebenen Start sind wir dann mit der Chiva (einem typischen Party-Bus hier) von unserem Treffpunkt Richtung Barbosa gestartet. An die Verspätungen hier muss ich mich wirklich noch gewöhnen, alles ist immer viiieeel zu spät... In der Chiva wurde getanzt und getrunken, doch zwischendurch blieb mir auch noch Zeit, die wunderschöne Aussicht zu genießen. Die Finca war jetzt kein Luxus, aber das Gelände war groß, es gab einen Pool und zum Feiern war es perfekt!
Erster Eindruck: Samstag
Zweiter Eindruck: Die Erkundung des Geländes am Sonntag
La Feria de las Flores
Im August gibt es in Medellín das größte Fest des Jahres. Die erste Version von La Feria de Las Flores fand 1957 statt und hat sich seitdem zu einer ikonischen Veranstaltung in der Stadt Medellín entwickelt. Sie feiert die Kultur, Geschichte und die Paisas, die Menschen aus der Region hier.
Während der Kolonialzeit stellten Handwerker Holzkonstruktionen mit Griffen her, die als Mittel zum Transport von Waren und Angehörigen der höheren Gesellschaftsschichten auf den steilen Straßen der Andengebirgskette dienten. Später wurden diese Holzkonstruktionen, „Silletas“ genannt. Die Bauern, die Blumen züchteten, verwendeten die Silletas um große Mengen auf dem Rücken zu tragen und sie dann zum Verkauf in die Stadt zu bringen. Viele Bauern gingen stundenlang mit den Silletas auf dem Rücken, vor allem von der östlichen Stadt Santa Elena ins Zentrum von Medellín. Der Weg von etwa 22 Kilometern ist keine Kleinigkeit, da die Silletas groß und oft sehr schwer sind. Das wirtschaftliche Schicksal der Träger-Familien lastete auf den Schultern und fügte dieser traditionellen Tätigkeit ein metaphorisches Element hinzu. Diese bewundernswerte körperliche Aktivität wird heute vor Ort geehrt. Es ist eine Erinnerung an die alten Einwohner der Stadt und symbolisiert den fleißigen und ausdauernden Charakter der Paisas als Volk. Neben dieser großen Parade, die als Abschluss der Woche stattfindet, finden Konzerte Aktionen und andere Paraden statt.
In der Straße wo ich wohne – die Setenta, die "Party-Straße" von Laureles – waren an jeder Bar große Blumengestecke aufgestellt. Eine große Bühne stand bis Freitag in der Straße und die Hälfte wurde als Bereich für Zuschauer gesperrt. Ich war kaum dort, weil ich ziemlich fertig von der Uni war, aber da ich so nah dran wohne, habe ich wenigstens mal kurz vorbei geschaut.
Oldtimer Parade und Super Concierto
Am Wochenende ging es dann richtig los. Es gab viele Paraden und wir starteten mit einer Oldtimer Parade. Natürlich war auch der ein oder andere alte VW Bus oder eine Ente dabei und sonst auch sehr beeindruckende Autos.
Am Abend war das "Super Concierto", 7 verschiedene Acts, von DJ über Raggaeton Sänger hinzu Salsa Bands. Und die Krönung des Abends: Marc Anthony. Marc Anthony war der 5. Auftritt und das um 1:30 Uhr. Es gab sooo viele und lange Pausen, dass wir nach diesem glorreichen Auftritt dann nach Hause gingen.
Hundeparade und Santafé
Total verwirrt und übermüdet vom Vorabend wurde ich von Marschmusik und Hundegebelle geweckt. Ich schaue fragend aus dem Fenster und entscheide mich dann schnell mich anzuziehen und mit der Kamera raus zu gehen. Richtig geglaubt hab ich meinen vom Schlaf verklebten Augen noch nicht; Tausende Hunde, teils verkleidet oder mit Blumen geschmückt, folgen mit ihren Besitzern der Menschenmenge. Die armen Hunde... Ich habe mich trotzdem auf dieses kuriose Ereignis eingelassen und musste auch bei dem ein oder anderen Hund schmunzeln, aber ich habe dennoch alle sehr bemitleidet...
Silletero-Parade
Das Hauptereignis des Blumenfestes ist die Silletero-Parade, bei der Hunderte von Bauern aus der Region kreative und farbenfrohe Silletas auf dem Rücken tragen, die sie selbst gestalten und mit Blumen aller Art schmücken. teilweise wird Werbung gemacht, mal einfach nur was Hübsches aus Blumen gesteckt und mal werden Botschaften gestaltet. Seht selbst.
Das Fest hatte zwar seine schönen Momente, aber es war auch immer mit großen Menschenmengen und langen Wartezeiten verbunden, die meine Energie sehr geraubt haben. Aber das mit der Pünktlichkeit und der Organisation wird hier nicht so streng genommen aber dazu später mehr! Erstmal ganz blumige Grüße aus Medellín an euch da draußen.
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